Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)

Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi

VIII Aufschlüsse

2. Erörterungen

Die Essener:

die oppositionelle zadokidische Priesterschaft.

Die Essener bildeten eine
zum Tempelritus in Opposition getretene Priesterschaft.
Von ihnen übernahmen die Christen
die Taufe zur Sündenvergebung,
sowie ihre anfängliche Gütergemeinschaft.

Durch die zum Christentum konvertierten Essener
gewann auch der Sonntag anstelle des Sabbats
als der Auferstehungstag des Herrn
zentrale Bedeutung.

Die Essener waren – wie die Sadduzäer – Priester in Abkunft von dem Hohenpriester Zadok beziehungsweise Sadduk, der an der Seite des Königs David stand. Sie standen aber zu den Sadduzäern in Opposition, da letztere durch die Verbindung mit der militanten Hohenpriester-Dynastie der Hasmonäer verweltlicht waren.

Die Essener lehnten überdies lange Zeit komplett den Opfer-Ritus im Tempel ab, weil dieser der babylonischen Zeitrechnung angepasst worden war und damit ihrer Meinung nach nicht mehr dem ursprünglichen mosaischen Sonnenkalender entsprach. Auch nahmen sie Anstoß daran, dass der Vorhof der Heiden zu einem Marktplatz verkommen war.

Anstelle von Opfern erhofften sie sich Sündenvergebung von strengen Reinigungsritualen und rituellen Bädern. Von ihnen hat Johannes der Täufer, der bei essenischen Einsiedlern in der Wüste aufgewachsen war, die Taufe übernommen.

Ebenso trat Jesus zunächst als Täufer auf, so dass manche später meinten, in Ihm würde der Geist des ermordeten Täufers fortwirken; dennoch unterschied sich Seine Predigt erheblich von der des ersten Täufers, wenngleich Jesus in Johannes durchaus den reinkarnierten Propheten Elia sah, der zurück-kehren sollte, um Ihm als den Messias Gottes den Weg zu bereiten.

Ihre enthaltsame, zölibatäre, vegetarische, pazifistische Selbst-Aufopferung als ein vergeistigtes Priestertum verstanden die essenischen Zadokiden als rechte Sühneopfer für Israel. Doch sahen manche Essener sogar bereits ganz Israel schon unabwendbar zu ewiger Verdammnis bestimmt und hielten sich für den einzig erwählten Überrest, worin sie allerdings verkannten, dass auch die Erwählung bestimmter Personen oder Gruppen letztlich immer auf ausnahmslos alle abzielt. Sie wurden von den Juden „Chassidim“ genannt, von den Griechen „Essener“. Später wurde jedoch den Essenern gestattet, das Passahfest nach ihrem eigenen Kalender im Tempel vollziehen zu dürfen.

Sie waren zuerst nach Qumran ausgewandert. Als die Siedlung durch ein Erdbeben zerstört wurde, durften sie auf dem Berg Zion ein Mönchs-Viertel errichten und für Herodes den Großen den Tempel ausbauen. Es gab aber auch sonst überall im Heiligen Land Essener-Siedlungen. Auch verheiratete Paare, die überall in Israel lebten, enthielten sich einander oder legten von Anfang an ein Gelübde der Ehelosigkeit ab.

Nach der Geistausgießung bekehrten sich auch viele essenische Priester zum Christentum. Jesus war ihnen bereits positiv aufgefallen, als Er bei seiner Tempelreinigung gegen den überzogenen Opferdienst wetterte, der zu einer reinen Geschäftemacherei und Massen-Abschlachterei verkommen war, was sich ganz mit der Meinung der Essener deckte. Entsprechend rannte auch der Apostel Paulus mit seinem Brief an die Hebräer bei allen christus-gläubig gewordenen Essenern offene Türen ein, da er in diesem Sendschreiben erklärte, der Tempel mit seinem ganzen Opfer-Ritus hätte endgültig ausgedient, da Christus das vollendete göttliche Sühneopfer erbracht hatte.

Nach dem Vorbild der Essener schlossen sich schließlich viele Christen in Jerusalem zu Gütergemeinschaften zusammen. So wurde deren klösterliches Viertel am Berg Zion das Zentrum der Jerusalemer Urgemeinde. Und auf diese Weise befruchteten sich die beiden Frömmigkeitsformen der Essener und der Urchristen gegenseitig.

Durch die Essener trat auch der erste Wochentag gegenüber dem Sabbat in den Vordergrund. Dieser war den Essenern bedeutsamer, weil hier das göttliche Licht in Gestalt des himmlischen Hohenpriesters Melchisedek in den Ur-Anfängen in die Himmelswelt trat, die durch den Satan vollends verdunkelt und in ein totales Chaos gestürzt worden war, um in dem großen Tohu wa Bohu die göttliche Ordnung wiederherzustellen, was schließlich auch den Anfang Seiner irdischen Schöpfung einleitete. Ebenso trat mit der Auferstehung Christi das göttliche Licht in unsere Welt und leitete in Ihm als dem neuen Adam die neue Schöpfung ein. So gewann durch die Essener der erste Wochentag als der Herren-Tag, der Tag der Auferstehung des Herrn, zentrale Bedeutung.

Dies ebnete später dem Evangelium im Römischen Reich den Weg, da dort der Sonn-Tag der bedeutendste Feiertag war, an welchem „Sol Invictus“, die „siegreiche Sonne“, als höchste Gottheit im römisch-hellenistischen Götter-Pantheon aller im Römischen Imperium vereinten Religionen verehrt wurde. Diese wurde schließlich mit Christus gleichgesetzt, der „Sonne der Gerechtigkeit“, deren Aufgang über allen Nationen durch den Propheten Maleachi verheißen worden war.

Entsprechend verlegte man auch das Fest der Geburt Christi später auf den römischen Nationalfeiertag der Wiedergeburt der Sonne zur Winter-Sonnen-Wende, um dadurch den Römern eine Bekehrung zum Christentum zu erleichtern. Schließlich glich die allmorgendliche Feier der Essener, in welcher der Aufgang der Sonne begrüßt wurde, bereits stark der Feier im Mithras-Kult, die sogar schon mit einem „Abendmahl“ verbunden war.

Vergleiche: