Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)

Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi

VIII Aufschlüsse

2. Erörterungen

Ein Fels:

nicht nur Petrus,
sondern alle, die auf dem Felsen gegründet sind!

Wer sich auf Christus, den Felsen, gründet,
wird selbst zu einem tragenden Felsen werden,
wie einst Petrus.

Wahre Felsen Christi dienen in Demut allen anderen.

Der Fels, der die Juden nach ihrem Auszug aus Ägypten durch die Wüste ins gelobte Land begleitete und aus dem für sie Wasser floss, nachdem er wegen ihrer Abtrünnigkeit von Mose geschlagen wurde, war eine Vorschattung auf Christus. Christus ist der Fels, aus dem alles Lebenswasser sprudelt.

Er ist auch der Grundstein der ganzen Schöpfung, der Eckstein, in dem alles begründet ist, der unerschütterliche Fels von allem.

Israel hat diesen Eckstein verworfen; so wurde Er zu einem Grundstein und Fundament für einen gänzlich neuen, spirituellen Tempel Gottes. In Seiner Liebe sollen sich alle Gläubigen wie lebendige Steine in einer unzertrennlichen Einheit zusammenfügen lassen.

Wer sich gegen diesen Felsen und Tempel stellt, wird sich an ihm aufreiben. Dieser Fels wird alles eitle, auch fromme menschliche Machwerk zum Einsturz bringen und in den Zerbruch führen und sich schließlich – im Reich Gottes – über alle Welt ausbreiten und alles ausfüllen.

Man sollte sein Lebenshaus auf Felsen und nicht auf Sand bauen. Exemplarisch zeigte sich dies an den beiden Orten mit Namen „Bethsaida“ an der Jordan-Mündung in den See Genezareth. Auf dem Felsen der unverlierbaren Liebe Jesu Christi erhält man Bergung und Standfestigkeit. Alle Anläufe der Hölle können denen nichts mehr anhaben, die auf dem Felsen Christi gegründet sind. Aus der Gemeinde strahlt das Licht der Liebe Christi, wie von einer Stadt auf einem Felsen. Sie soll für alle Welt zu einer Arche, zu einem Zufluchtsort und zu einer Schutz- und Trutz-Burg werden. Denn in ihr soll sich finden, wonach alle Welt voll Durst und Sehnsucht im tiefsten Innersten verlangt: die Liebe und Annahme Christi, die in der Gemeinschaft Seiner Heiligen erfahren werden kann.

Jesus gab Simon Bar Jonas bereits bei der ersten Begegnung den verheißungsvollen Namen „Petrus“: „Fels“, da er in Ihm, dem Felsen, gegründet werden sollte.

Dies führte zu Spannungen unter den Jüngern, wer von ihnen der Größte sei und wer unter ihnen die Führung übernehmen sollte – insbesondere zwischen den miteinander rivalisierenden Wortführern unter der Gefolgschaft Jesu: dem Petrus und dem Judas Ischarioth. Kephas meinte, Jesu Namensgebung würde ihn berechtigen, ihrer aller Anführer zu sein, und er spielte sich schulmeisterlich als Lehrer aller auf, was nicht wenige Missstimmungen auslöste, da er sich darin anmaßte, gleichsam selbst ihrer aller tragender Fels zu sein, wie dies heute auch all diejenigen tun, die falsche Christusse sind und für sich selbst beanspruchen, was allein Christus – auch unabhängig von ihnen – zusteht. Judas dagegen betrachtete sich als den Brotgeber aller, da ihm die Kasse anvertraut worden war.

Später belehrte Jesus den Petrus, dass er allein durch demütige Liebe, die sich selbst zu bescheiden weiß und unter die Niedrigsten stellt, ein Bollwerk der Einheit für alle werden könnte. Schließlich wurde ihm von Jesus verheißen, dass Paulus einstmals als der neue zwölfte Apostel an seiner statt noch an die Spitze treten würde.

Petrus sollte also nur in den Anfängen der Vorreiter der ganzen Gemeinde sein. Entsprechend hatte Petrus auch nur am Anfang die Leitung der Jerusalemer Urgemeinde inne, die auf seine unerschrockene Pfingstpredigt entstanden war. Denn durch die Ausgießung des Heiligen Geistes hatte Christus aus dem verängstigten Verleugner schließlich doch noch einen mutigen Bekenner gemacht.

Später ging die Leitung auf den Herren-Bruder Jakobus als dem ersten juden-christlichen Patriarch der Jerusalemer Urgemeinde über, während Petrus eine führende Rolle im heiden-christlichen Zentrum in Rom einnehmen sollte. Als in Jerusalem die erste große Christenverfolgung anhob, flüchtete Petrus mit seiner Frau in die erste heiden-christliche Gemeinde in Antiochia.

Schließlich bekannte Petrus, dass allein bei Christus das Leben ist und Er darum der Sohn Gottes sein muss. Durch diese Erkenntnis war er auf Christus, dem wahren Felsen, gegründet, den auch die Anstürme der Hölle nichts anhaben können; und dies ließ auch ihn selbst später schließlich auch noch zu einem Felsen werden. Denn wer diesen Felsen erkennt, wird selbst zum Felsen. Entsprechend bezeichnete Jesus später alle Seine Apostel als Seine Felsen und gab ihnen allen den Namen „Petrus“.

Petrus wurde also allein durch Jesus noch zum Felsen. Als er noch – gänzlich von sich selbst eingenommen – auf seine eigene Standhaftigkeit vertraute, musste er jämmerlich scheitern und versagen und seinen völligen Zerbruch zu seiner vernichtenden Ernüchterung erleiden. Jesus ernüchterte den Simon schließlich darüber, dass es keineswegs seine eigene Liebe und Standhaftigkeit war, die ihn bei Jesus hielt, sondern vielmehr die Standhaftigkeit und Treue der Liebe Jesu, die ihn hielt, auch wenn er versagte, als der Herr den Simon dreimal fragte, wie es um seine Liebe denn in Wahrheit bestellt war, nachdem er seinen Meister dreimal verraten hatte.

Denn allein hierzu taugt nämlich unsere viel-gerühmte Willensfreiheit: allein nur dazu, unseren Herrn und Heiland zu verleugnen und zu verraten! Erst wer erkennt, dass es allein die unverlierbare Liebe Jesu Christi ist, die uns hält, der kann auch anderen zu einem wahren Halt werden.

Petrus verheimlichte es allerdings vor den Jüngern, dass Jesus ihn überführt hatte, in nichts besser als Judas zu sein, weil er um seine Autorität in ihrer Gemeinschaft fürchtete.

Später ging Petrus, wie Jesus es ihm verheißen hatte, noch als ein todesmutiger Zeuge ins Martyrium. Er wurde unter Kaiser Nero kopfüber in Rom gekreuzigt.

Wo die Gläubigen sich in der Liebe Christi zu einer festen Einheit zusammenschweißen lassen, wie zu einem Felsen, wird aller Widerstand an ihnen zerschellen, wie die Brandung an einer Klippe. Sie werden allein stehen, überwinden und eingehen, wenn sie sich in Christus zu einem Einzigen einen lassen.

Vergleiche: