Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
VIII Aufschlüsse
2. Erörterungen
Judas Ischarioth:
der Jünger, der den Herrn verriet.
Da Jesus nicht bereit war, die Unterdrücker Israels niederzustrecken,
sondern vielmehr Sein Leben als Sühneopfer für sie geben wollte,
sah Judas in Ihm einen Verräter an der Sache Gottes.Weil sich alle Hoffnungen, die Judas auf Jesus gesetzt hatte,
am Ende zerschlugen,
trieb ihn seine Verzweiflung darüber in den Selbstmord.Doch auch gerade für ihn
hat Jesus Sein Leben gegeben!
Judas Ischarioth war – mehr noch als Petrus und beliebter als dieser – ein geachteter Wortführer unter den Jüngern Jesu. Insbesondere in seiner Absicht, dem Meister auszureden, Er müsse sich für alle opfern, sprach Judas sämtlichen Jüngern aus dem Herzen.
Judas war ganz von der allgemeinen damaligen Messias-Erwartung des jüdischen Volkes bestimmt und von der glühenden Hoffnung beherrscht, Jesus würde als der Messias einstmals mit Gewalt die Herrschaft Gottes aufrichten, und er verstand es schon von Anfang an nicht, dass Sein Meister dies nicht tat – etwa, um Seinen Wegbereiter, den Täufer Johannes, aus dem Kerker zu befreien, oder aber, dass Jesus auch andere günstige Gelegenheiten zur Machtergreifung ungenutzt verstreichen ließ, wie etwa nach der Brotvermehrung, wo die begeistere Menge Jesus zu ihrem Messias machen wollte.
Judas war die Verwaltung der Kasse der ganzen Gefolgschaft anvertraut. Er unterstützte mit den Einnahmen aber heimlich auch die Zeloten unter Jesus Barabbas, um so seinem Meister für den erhofften Aufstand ein schlagkräftiges Heer zu bereiten. Er meinte, dies wäre im Sinne Gottes, damit diese sich für Ihn als einen militanten Messias für den letzten Aufstand zurüsten könnten. Judas und Barabbas fühlten sich von Gott berufen, im Untergrund für Jesus eine Macht zuzubereiten.
Judas sah in dem Aufständischen Judas Makkabäus sein strahlendes Vorbild, der einst das Volk Israel von den griechischen Unterdrückern befreite und die glorreiche hohepriesterliche Dynastie der Hasmonäer begründete. In Barabbas sah er den Feldherrn des Davidssohnes, der – wie einst Joab im Gegensatz zu David – erkannte, dass ein hartes Durchgreifen mit Gewalt gegen alle Gotteswidersacher von Nöten war.
Als es darum ging, dem Meister auszureden, es wäre Seine Sendung, sich als stellvertretendes Sühneopfer für alle Gottlosen hinzugeben, wie der von Jesaja prophezeite Gottesknecht, statt an ihnen das Gericht zu vollstrecken, wurden die beiden einstigen Rivalen um die Wortführung unter der Jüngerschaft, Judas und Petrus, eine eingeschworene Einheit gegen den Herrn.
Judas nahm immer mehr Anstoß daran, dass Jesus nicht bereit war, mit Gewalt die Macht zu ergreifen und Israel von seinen Unterdrückern zu befreien, sondern vielmehr Sein Leben auch noch als Sühneopfer selbst sogar für alle verhassten Gottesfeinde und Widersacher geben wollte. Dies war aber allen Jüngern ein großes Ärgernis. Denn sie alle erwarteten, der Messias würde mit göttlicher Gewalt die Macht ergreifen. Judas sah in Jesu Ansichten eine weibliche Verweichlichung und Schwäche. Er erkannte nicht und wollte es nicht glauben, dass dies der einzige Weg zur Erlösung aller Welt war.
Zuerst versuchten Judas und Barabbas, Jesus in die Entscheidung zwischen ihnen und Seinen Gegnern zu zwingen, als sie eine erneute Konfrontation Jesu mit Seinen Widersachern zum Anlass nahmen, sich für Ihn in die Schlacht zu werfen, obwohl der Meister von Anfang an klar-gestellt hatte, dass Er sich nicht in derartiger Weise zu irgendetwas nötigen ließe, wie Er als der wahrhaft Erwählte Gottes auch nicht auf die Gunst oder Erwählung irgendwelcher Personen oder Gruppierungen angewiesen war.
Als Jesus diese Chance zum Aufstand nicht ergriff, war auch das gesamte Volk von Ihm enttäuscht und nahm, wie Judas, Anstoß an Ihm, weil es sich von Ihm in seiner Not und in seinem Leid im Stich gelassen fühlte. Der Aufstand des Barabbas wurde niedergeschlagen und Barabbas festgenommen.
Als Jesus schließlich überdies noch unmissverständlich erklärte, der Not des unterdrückten Volkes Israel nicht Abhilfe schaffen zu wollen, da die Welt nur durch ihr Leid ernüchtert und geläutert werden könne, geriet Judas darüber derart in Rage, dass er den Geistlichen des Hohen Rates anbot, seinen Meister an sie auszuliefern.
Allerdings verriet Judas seinen Meister an den Sanhedrin in der verbohrten Hoffnung, ja, Überzeugung, dieser würde am Ende doch noch Gericht vollstrecken, wenn die falsche Geistlichkeit Israels erst über Ihn herfallen würde und es zu einer Konfrontation auf Leben und Tod käme. Er wollte Jesus also zwingen, endlich Seine göttliche Macht zu offenbaren und sich alles zu unterwerfen.
Judas meinte sogar in völliger überheblicher Selbstverkennung, von Gott dazu berufen worden zu sein, auf diese Weise Jesus noch zur Besinnung zu bringen und Ihn Seiner eigentlichen Berufung zuzuführen. Und er war bereit, dafür sowohl das Leben Jesu, als auch sein eigenes Leben in die Waagschale zu werfen. Denn Judas wusste: Wenn Jesus am Ende doch nicht erfüllen sollte, was er sich von ihm erhoffte, würde er damit auch für sich selbst jeden Lebensmut verlieren.
Aber Judas rechnete bis zum Schluss damit, dass Jesus noch Seine göttliche Machtfülle beweisen würde, wie Er es schon so häufig zuvor getan hatte. Und als Jesus durch Seine göttliche Selbst-Bekundung, der „ICH BIN“ – und damit »JHWH« selbst – zu sein, alle Soldaten niederstreckte, die Ihn ergreifen wollten, meinte Judas schon voller Erleichterung, nun wäre sein Plan doch noch aufgegangen und sein Herr würde nun in göttlicher Kraft die Macht ergreifen.
Aus diesem Grund folgte Judas auch als einziger seinem Meister ins Verhör vor dem Hohen Rat. Als er dort klarstellen wollte, dass er keineswegs von seinem Herrn abgefallen wäre, weil er diesen an den Sanhedrin überstellt hatte, wurde ihm der Mund verboten, da das Ganze schließlich ein reiner Schau-Prozess war.
Judas folgte Jesus schließlich sogar bis zum Kreuz – in der Hoffnung, Er würde vielleicht doch noch Seine Macht offenbaren, oder Gott selbst würde vom Himmel her noch machtvoll eingreifen, bis schließlich auch die letzte Hoffnung in ihm erloschen war und Judas sich völlig verzweifelt abwendete, weil er es nicht mehr aushielt.
Judas hoffte also bis zum Schluss auf das ersehnte Wunder. Er war der festen Überzeugung: Wenn Jesus sich auch in der harten Konfrontation mit Seinen Widersachern auf Leben und Tod nicht als der Messias erwies, dann musste Er ein Versager sein, der Seinem göttlichen Auftrag nicht nachkam, so wie auch einstmals Saul wegen seiner Weichherzigkeit fiel und darum verstoßen wurde. In den Augen des Judas wäre sein Meister dann sogar zu einem Verräter am Volk Israel geworden, weil Er ihm aus seiner Not nicht heraushalf und seinem Leiden endlich ein Ende machte und selbst die, die sich für ihn in die Schlacht warfen, im Stich ließ. Und damit wäre Jesus für Judas sogar ein Verräter an der Sache Gottes und damit an Gott selbst gewesen, aber niemals der Messias, weswegen Er dann schließlich auch den Tod verdient hätte.
Für Judas war dies ein Tritt ins Herz, dass Jesus lieber für die Widersacher Gottes und Israels sterben wollte, als Sein Volk zu befreien. Darum gab Judas den Widersachern Jesu preis, wo sein Meister sich nachts versteckt hielt, so dass sie ihn dort heimlich, vor der Öffentlichkeit verborgen, ergreifen konnten. Und er verriet Jesus mit einem Kuss, um damit aller Welt anzuzeigen, dass es Jesus war, der seine, des Judas Liebe, verraten hätte – und nicht etwa umgekehrt. Judas meinte, in allem in wahrer Liebe zu seinem Meister zu handeln, weil er Ihn doch nur in Seine eigentliche Berufung – wie er sie sah – bringen wollte.
Damit setzte Judas aber selbst in Gang, was er eigentlich verhindern wollte und woran er so großen Anstoß nahm, dass Jesus schließlich am Ende Sein Leben für alle dahingab. Und als der Ischarioth dies erkannte, ließ ihn das nur noch umso mehr verbittern. Und schon in seinem unbändigen Groll gegen Jesus, der den Judas inwendig auffraß und ihm bereits Höllenpein bereitete, empfing er den bitteren Sold Satans für seinen schmählichen Verrat, da er einfach nicht das Heil sehen wollte, das Jesu Selbst-Opfer allen eröffnete. Doch musste sogar der Abfall des Judas letztlich dem göttlichen Heilsplan dienen, der am Ende auch dem Verräter selbst noch Erlösung bringen soll.
Als sein Plan nicht aufging, stürzte dies den Judas in völlige Verzweiflung; und tiefe Reue über seine Untat trieb ihn in den Selbstmord. Denn er konnte die Liebe, Gnade und Vergebung nicht mehr erkennen, die selbst auch ihm noch galt, da er sich Zeit seines Lebens der Botschaft Jesu einfach nicht öffnen wollte und und irgendwann auch nicht mehr konnte, da Judas sich vollauf verstockt hatte.
Da Judas Jesu Sendung nie verstanden hatte, meinte er am Ende, Gott habe sich von seinem Volk abgewandt, da es seinen gottgesandten Erlöser abgelehnt hatte, weswegen nun die Gerichte Gottes über die gesamte gottlose Welt hereinzubrechen begannen, wie es sich schon in der Verfinsterung des Himmels und den Erdbeben abzeichnete. Und ihm war auch bewusst, dass die gesamte gottlose Welt mit ihm zusammen tatsächlich nichts anderes verdient hatte. So meinte Judas, am Ende hätte das Böse doch noch über das Gute vollends gesiegt, weil sich schließlich sogar selbst Gottes Güte – wie Judas meinte – über der Bosheit der Welt am Ende erschöpft hatte.
Schließlich erkannte Judas nämlich durchaus noch, dass er tatsächlich auch selbst schuldig an dem Gerechten Gottes geworden war, da er Ihn einem derart furchtbaren Tod zugeführt hatte, statt blind darauf zu vertrauen, dass sein Meister schon wüsste, wie Er das Reich Gottes aufrichten könne. So meinte Judas, er hätte damit selbst Gottes Erlösungswerk vereitelt.
Er konnte seine Schuld auch nicht auf die hohen Geistlichen Israels als den vermeintlichen eigentlichen alleinigen Sündenbock abwälzen, weil diese ihn getäuscht hätten, da sie Jesus keinen fairen Prozess gemacht hatten; denn dies war Judas freilich von Anfang an selbst klar gewesen. Und gerade über der Entschlossenheit und standhaften Treue, mit der Jesus in Sein Martyrium ging, statt sich durch den Hass aller Seiner Widersacher selbst zum Hass reizen zu lassen, wurde dem Judas schließlich in gänzlich vernichtender Weise doch noch klar, wie über allem erhaben göttlich sein Meister doch war, und wie unwürdig Seiner Gnade alle Welt, die Ihn dafür verachtete, wie auch er, Judas selbst, es getan hatte.
Schließlich spürte Judas auch, dass er weder Gott, noch Jesus noch erreichen konnte, wie sehr er auch flehte, was aber darin begründet war, dass weder Gott, noch Jesus ihn selbst je erreichen konnte. Dies musste Judas aber freilich in seiner selbst-gewählten Verirrung verborgen bleiben.
In allem aber sah er sich in dieses unselige Geschick, zum Verräter zu werden, doch zugleich auch durch einen unsäglich unbarmherzigen göttlichen Ratschluss hinein-gezwungen, da Gott offensichtlich von Anfang an nichts anderes vorhatte, als ihn, den Judas, sämtliche Juden und darüber alle Welt zu verwerfen und auf ewig zu verdammen. Denn durch die völlige Verblendung Satans konnte er überhaupt nicht mehr erkennen, wie „deus ipse“, „Gott an sich“ doch wirklich ist, und erkannte in dem Allmächtigen nur noch die bösartige Fratze des Satans als einem Gott voll Eifersucht und Zorn, der alle Welt allein nur darum erschaffen habe, um sich in Seiner alles zerschmetternden Heiligkeit Genugtuung zu verschaffen.
So fühlte Judas sich gänzlich unschuldig zu der unseligen Rolle verdammt, vom Satan getäuscht einstmals zum Verräter zu werden. Denn warum war er mit aller Welt überhaupt in Existenz gerufen worden?! Doch offensichtlich ganz allein darum, um nach der Vorsehung und dem Willen des Allmächtigen der ewigen Verdammnis anheim zu fallen!
Und nachdem sich so für Judas wirklich alles gänzlich verdunkelt hatte und er schon von dämonischen Folterknechten in Höllenpein geworfen wurde und so den niederträchtigen Sold Satans für seine Dienste empfing, da er sich nicht von Christus hatte zeigen lassen wollen, wie „deus ipse“, „Gott an sich“ wirklich ist, sah er keinen anderen Ausweg mehr für sich, als sich in seiner Verzweiflung das Leben zu nehmen, in der Hoffnung, so seinen Qualen ein Ende setzen zu können, was ihn aber keineswegs aus seiner Hölle befreien konnte, welche ihn im Feuer des Hades erst noch vollauf ereilen sollte.
Und er erhängte sich an dem Feigenbaum, den Jesus verflucht hatte, da er meinte, über sein Leben wäre ein ebenso unabwendbarer teuflischer Fluch von Anfang an ohne jeden ersichtlichen Grund und Anlass verhängt worden.
Allerdings brach der Ast des abgestorbenen Baums, an dem sich Judas erhängt hatte, so dass sein Leichnam in die Tiefe stürzte und an einem Felsen aufriss, dass seine Eingeweide herausquollen. So furchtbar dieses Ende des Judas aber auch war, so erfüllte sich darin doch zugleich auch Gottes Gebot, dass kein Verfluchter über Nacht an seinem Fluchholz bleiben sollte, Gott also keinen Verfluchten endlos unter dem Fluch ewiger Verdammnis halten wolle.
Der Hohe Rat kaufte schließlich diesen vermeintlich verfluchten Acker, auf dem Judas sich erhängt hatte, von dem Blutgeld, das Judas für Jesus erhalten hatte, um es zu einem Friedhof für Gottlose zu machen, um deren Bestattung sich niemand kümmern wollte. So sollten all diese auf dem Gottes-Acker ihre letzte Ruhestätte finden, der um den Preis des Sühneblutes Jesu für alle erkauft worden war – freilich auch eben für diese als ein Zeichen der Hoffnung.
Auch Judas selbst wurde auf Jesu Geheiß von Petrus und den Aposteln auf diesem Friedhof bestattet. Schließlich sollte aus dem Stumpf des mit der Axt abgehauenen Feigenbaums später durch die Gnade des göttlichen Nezer und Sprosses, der alles unter sich wieder sprossen lässt, auch wieder ein neuer Trieb sprossen.
Die Jünger Jesu hielten Judas für den brennendsten Eiferer für den Herrn, so dass sie es garnicht fassen konnten, als Jesus ihnen eröffnete, dass er es sein würde, der Ihn verrät. Judas eiferte jedoch mit großem Unverstand – nicht etwa für den Herrn, sondern in Wirklichkeit allein für seine eigenen fixen Ideen und falschen Vorstellungen und dem irrigen Bild, das er sich selbst von Gott gemacht hatte, ohne sich eines Besseren belehren zu lassen. Und er wollte sich auch nicht von dem Herrn erklären lassen, dass das Reich Gottes nicht mit Gewalt aufgerichtet werden könnte. So liebte Judas nicht wirklich den Herrn, sondern nur sein eigenes lieb-gewonnenes Bild, das er sich vom Herrn gemacht hatte.
Auch hatte Judas in Wahrheit seine Liebe zum Volk Israel über die zu Gott gestellt, ebenso, wie es auch bereits Mose widerfuhr, der darum den sie geleitenden Felsen Christus geschlagen hatte. Und wie einst Mose durfte darum auch Judas mit seiner ganzen Generation zu seinen Lebzeiten noch nicht ins Reich des Heils eingehen, wie es sich am Schicksal Israels schließlich gezeigt hatte.
Die Geistlichen Israels aber freuten sich darüber, dass einer aus Jesu engsten Kreis von Ihm abgefallen war, da sie meinten, dies würde Ihn auch persönlich entscheidend schwächen und am Ende noch brechen.
Judas war auch von Selbst-Gerechtigkeit bestimmt, so dass er seine eigene Gnadenbedürftigkeit überhaupt nicht realisierte und erkannte. Beispielsweise regte er sich völlig unverhältnismäßig über die ach so sträfliche Verschwendung auf, durch die Maria Magdalena sich mit ihrer Salbung Jesu seiner Ansicht nach schuldig machte, wie nach Meinung des Judas aber überdies sogar auch der Herr selbst, der sich den Genuss solch einer kostspieligen, verschwenderischen Wohltat nicht angesichts der allgemeinen Not Seines Volkes versagte, sondern gönnte und gefallen ließ; und Judas wollte das Geld für seinen Verrat zur Wettmachung ihres Vergehens den Armen geben, erkannte aber nicht seine unvergleichlich viel größere Sünde, dass er den Herrn ans Messer lieferte.
Judas meinte, Jesus den Kopf waschen zu müssen, obwohl er doch nicht einmal würdig war, Ihm die Füße zu waschen. Und als Jesus sich dies nicht gefallen ließ, war Judas nicht bereit, sich vertrauensvoll in alles zu fügen, Jesu Liebe in allem zu erkennen und Ihm darum auch alles zu „vergeben“, was ihm in seinen Augen wie ein Verbrechen schien, dass Jesus die Not und das unendliche Leid des Volkes Israel nicht umgehend beseitigen wollte, woran der Ischarioth so gewaltig Anstoß nahm.
Judas versagte Jesus das Vertrauen. Wenn er jedoch Jesu Liebe wirklich erkannt und Ihn darum ebenso geliebt hätte, hätte er seinem Herrn auch in einfältig-demütigen Kinderglauben blind in dem vertrauen können, was er noch nicht verstand, und hätte über solchen Glauben schließlich auch noch Verständnis über allem erlangt.
Als Simon Petrus den Judas jedoch wegen seines Verrats verurteilte und ihm ewige Verdammnis wünschte, wies Jesus ihn zurecht, da er doch selbst dem Herrn unter Selbst-Verwünschungen abgeschworen hatte, und der Herr erklärte ihm, dass dem Judas – trotz seines schrecklichen Endes zu seiner Ernüchterung – doch bleibend die göttliche Gnade gelten würde, die auch ihn am Ende noch erlösen würde.
Jesus sah in Judas voller Mitleid einen noch unselig vom Satan gebundenen armen Teufel, der trotz seiner guten, hoffnungsvollen Anfänge und besten Vorsätze letztlich gestrauchelt war und erst noch zu seiner späteren Ernüchterung den totalen Zerbruch an sich selbst erleiden musste. Judas hatte in seinem verzweifelten Ende schon an sich selbst Gericht erfahren und den bitteren Sold des Satans für seine Dienste erhalten. Was also sollte Jesus ihn da noch richten?! Denn dies ist nicht Christi Wille: Gericht!
Jesus kündigte den Verrat des Judas sehr bald und auch mehrfach an, damit Seine Jünger erkannten, dass Er wohl um die Befindlichkeit dieses Seines Erwählten wusste und sich keineswegs in Seiner Erwählung vertan hatte. Trotzdem suchte Jesus dessen ungeachtet besonders auch Judas in Seiner Retter-Liebe. Er wusch auch dem Judas die Füße! Und Judas blieb trotz seines schmählichen Verrats doch bleibend im Herzen Jesu und Jesus gegenüber dem Judas bis zum Ende in freundschaftlicher Treue eingestellt!
Judas blieb weiterhin von Jesus geliebt! Und Jesus in Seinem grenzenlosen Mitleid bekümmerte das schreckliche Ende des Judas unendlich, das der Herr bereits voraus-sah – ja: mehr noch, als Sein eigenes Ende, da Judas – im Gegensatz zu Ihm – totale Verlorenheit zu erleiden hatte; und Jesus weinte um Judas, wie eine Mutter um ein verlorenes Kind.
So hatte Jesus sogar unendliches Mitleid mit Seinem eigenen Verräter und sah in ihm noch immer einen Freund, der sich nur furchtbar verirrt hatte, ja, auch weiterhin eines Seiner geliebten Kinder, das nur auf abschauderliche Abwege gekommen war, und Er bedauerte es zutiefst, dass Judas den Weg der göttlichen Liebe zur Erlösung aller Welt einfach noch nicht verstehen konnte und wollte.
Darum bat Jesus auch für Seinen Verräter um Vergebung – im Wissen, dass dieser überhaupt nicht wusste, was er da anrichtete. Und Er wollte, dass dem Judas bis zuletzt die Tür offen-gehalten werden sollte, und bekundete Judas sogar noch nach dessen Verrat, dass es für ihn noch immer nicht zu spät war, was das Gericht, das später über Seinen Verräter kam, aber nur noch umso begründeter machte.
Judas erkannte aber nicht, mit welcher Liebe er von Jesus geliebt wurde und ließ sich darum von Ihm auch nicht inwendig in seinem Herzen reinigen. So konnte Jesus dem Judas seine Last nicht abnehmen, da Judas in seinen irrsinnigen Vorstellungen wie in einem Kerker gefangen war.
Darum musste ihn der Herr zunächst – zu seiner späteren Ernüchterung – der Verheerungsmacht des Satans überlassen, so dass er von diesem dessen niederträchtigen, teuflischen Sold empfangen musste. Trotz aller Liebe konnte Jesus dem Judas seine in freier Wahl selbst ausgesuchte Hölle also nicht ersparen. Und gerade die bleibende Liebe Jesu führte die hartnäckige Widersetzlichkeit des Judas zu ihrem gerichtsträchtigen Vollmaß.
Jesus konnte den Judas aber auch ziehen lassen in der Gewissheit, am Ende auch ihn mit allen anderen, die sich in gleicher Weise von Ihm absondern, doch noch zu gewinnen. Dies aber war notwendig, weil Christus alle in Freiheit gewinnen will.
Da Judas sich inwendig abgenabelt hatte, war er bei Jesu Abschiedsmahl eigentlich auch nur noch körperlich anwesend, gedanklich aber gänzlich in seinen fixen Wahnideen gefangen. Als Jesus den Judas schließlich als Verräter entlarvte, da Christus durchaus erkannte, dass Judas sich inwendig schon längst von Ihm losgesagt hatte, fühlte Judas sich zu Unrecht als Verräter denunziert und von seinem Meister abgeschrieben und damit regelrecht hineingezwungen, das Furchtbare tatsächlich noch in die Tat umzusetzen, womit er schon so lange schwanger ging. Als sich schließlich alle über ihn entsetzen, fühlte er sich von allen unverstanden, was in ihm unbändigen Hass auf Jesus und alle Seine Jünger auflodern ließ.
Judas sah schließlich in Jesus den großen Verräter, der für aller Welt Leiden verantwortlich war, weil Er es nicht aufheben wollte, und sich darüber auch noch als das unschuldig dahin-geschlachtete, an aller Welt leidende Opfer von allen feiern lassen wollte. So sah es Judas. Denn er nahm Anstoß daran, dass Jesus all dem Leid, das er um sich sah, kein Ende machte; das war ihm ein ebenso großes Ärgernis, wie letztlich aller Welt, die wegen all dem gegenwärtigen Leid, durch das sie hindurch muss, das aber zu ihrer vollendeten Ausreifung in selbstloser Liebe gänzlich unabdingbar ist, den Allmächtigen verdammt und verurteilt.
Judas sah sich also selbst von Jesus verraten, weil dieser seinen Verzweiflungsschrei nach sofortiger Erlösung für alle unterdrückten Juden einfach nicht hören wollte. Und darüber war Judas so verbittert, dass er Christi Retterliebe einfach nicht sehen wollte; er wollte lieber selbst das verkannte Opfer sein. Seine Sinne waren von Satan gänzlich vernebelt und sein Herz vollauf verstockt worden, da er in seinem beharrlichen Aufbegehren gegen Christus die fatale Todsünde wider dessen Heiligen Geist beging.
Jesus hob Seine Erwählung des Judas aber – dessen ungeachtet – niemals auf und hielt Ihm trotz seines schmählichen Abfalls doch die Treue! Denn Jesus wusste wohl, was Er sich da in Judas, wie letztlich in uns allen, erwählt hatte! So blieb Judas doch über allem einer der vom Herrn erwählten Zwölf! Und auch ihm blieb ein Thron an der Seite Jesu bestimmt! – auch wenn er zunächst dafür zu seiner Läuterung durch manche Höllenfeuer hindurch muss. Und als einstmals selbst Verlorener wird er über alle Verlorenen Israels in der Barmherzigkeit Jesu richten und zum Patron und Fürsprecher für die Verlorensten der Verlorenen werden. Denn auch und gerade auch für Judas hat Jesus Sein Leben gegeben!
Es wäre dem Judas zwar besser gewesen, dieses eine Leben, das in totaler Verzweiflung und Verlorenheit endete, hätte ihm erspart werden können; jedoch war es unumgänglich, um ihn über seine Befindlichkeit zu ernüchtern – hin zum Heil in einer späteren Wiedergeburt.
Und so ist es bei manchen Seelen! An Judas sollte offenbar werden, was in allen ist und schwelt, was der niederträchtige Sold Satans für alle ihm Ergebenen ist und was das Ende aller Gottlosigkeit wäre, wenn Gott sich nicht am Ende noch über alle erbarmen würde, wie darüber hinaus, dass alle allein über ihren Zerbruch ins Heil geführt werden können. In Judas sollte in vernichtender Weise die Gesinnung von allen Herzen offenbar werden, die es allen – trotz, oder gerade angesichts ihrer gegebenen Willensfreiheit – unmöglich macht, das Heil aus eigenem Antrieb und Impuls, wie auch aus eigener Kraft zu erlangen – wie aber auch die göttliche Gesinnung, die trotz allem allen alles vergibt und sich für alle dahingibt, um am Ende doch noch alle zu überwältigen und in der einstigen Allversöhnung noch zu gewinnen.
Dies hätte den Jüngern aufgehen müssen, als sie bei Jesu Eröffnung, einer von ihnen würde Ihn verraten, erkannten, dass sie alle miteinander in gleicher Weise, wie Judas, an dem Weg Jesu Anstoß nahmen, sich schon mit dem Gedanken getragen hatten, sich von Ihm abzuwenden, womit sie alle im Grunde das Zeug dazu hatten, aus Unwissenheit und Unverstand, wie auch aus Unglauben und mangelnden Vertrauen in die unverständlichen Heilswege des Allmächtigen noch zum Verräter zu werden, so dass der Satan sie alle als Ernte rechtens hätte einfahren können. Hier wurde ihnen erstmals einsichtig, dass Jesu Sühneopfer wirklich notwendig war, da sie alle ebenso verdammungswürdig waren, wie Judas, und, dass sie alle ihr Heil allein ihrer Erwählung aus gänzlich unerfindlicher Gnade verdankten.
Schließlich erklärte Jesus, dass sie in dieser Nacht noch alle an Ihm Anstoß und erbittertes Ärgernis nehmen, versagen und noch alle von Ihm abfallen würden. Sie sollten beten, dass sie darüber nicht am Ende noch zu Fall kämen, wie ihr Bruder Judas. Sie würden sich zerstreuen und würden allesamt verloren-gehen, wenn der Herr sie später nicht wieder suchen und sammeln würde. Ihr Versagen nahm schon im Garten Gethsemane seinen Anfang, wo sie alle von Schwermut niedergedrückt und vom Schlaf übermannt wurden, so dass Jesus in der Stunde größter Anfechtung ganz auf sich alleine gestellt war und von ihnen keinerlei Hilfe erfuhr.
Jesus erklärte Seinen Jüngern unmissverständlich, dass sie alle dem Satan anheim-gefallen wären, wenn Er sie um des Wenigen, Spärlichen, was in ihnen schon gereift war, nicht hätte halten und bewahren können. Allein Christi Liebe war es, die sie aufrecht hielt, wo ihre Liebe zu ihrem Herrn doch noch nicht hinreichte – wie auch uns, aufgrund unseres gegenwärtig noch gegebenen inneren Zwiespalts, der uns nicht immer so sein und handeln lässt, wie wir es gerne wollten, ebenso allein das Wissen um Christi unverlierbare Liebe bei all unserem immer neuen Versagen vor völliger Verzweiflung bewahren kann.
Und wenn Christi Liebe Seine verstörten Jünger, die schließlich alle wieder aufs Neue versagten, nicht gehalten hätte und wenn Er nicht im Bangen um sie für sie gefleht hätte, so wären sie wieder aufs Neue einem hoffnungslosen Verenden anheim-gefallen, wie schon in so vielen vorausgehenden Leben und Reinkarnationen, und sie wären alle auf Neue ebenso verloren-gegangen, wie Judas.
Petrus meinte in völliger Verkennung seiner damals sehr wohl noch immer gegebenen absoluten Verlorenheit, er würde als einziger dem Herrn wie ein Fels in tosender Brandung treu bleiben, und er wollte sogar mit Ihm in den Tod gehen. Doch Jesus prophezeite ihm, dass Er Ihn in dieser Nacht noch dreimal unter größten Selbst-Verwünschungen abschwören würde.
So hätte den Petrus, der in seinem Hochmut und Stolz meinte, standhafter als alle anderen Jünger zu sein, fast ebenso das Schicksal des Judas geteilt! Als er nämlich zusammen mit Johannes dem abgeführten Jesus heimlich in die Palast-Anlage des Hohenpriesters folgte, um den Ausgang des Prozesses über seinen Meister zu erfahren, wurde er von schweren Zweifeln heimgesucht, ob Jesus – angesichts des Endes, das Ihm bevorstand – schlussendlich doch nicht der ersehnte Messias war und die Hohe Geistlichkeit Israels, die seinen Rabbi geschlossen ablehnte, am Ende recht geurteilt hatte.
Als er so innerlich schon gewaltig angefochten wurde, wurde Simon schließlich überdies auch noch gestellt und in die Enge getrieben, woraufhin er Jesus tatsächlich unter schlimmsten Selbst-Verwünschungen aufs Schändlichste verleugnete.
Und indem Simon seinem Herrn gleich dreimal unter immer schwerwiegenderen Selbst-Verwünschungen abschwörte, hatte er sich damit gleichsam von der ganzen göttlichen Dreifaltigkeit und Trinität abgewandt. Darüber völlig verzweifelt lief Simon sogar Gefahr, sich noch das Leben zu nehmen, wenn er sich nicht darauf besonnen hätte, dass Jesus ihm dies alles angekündigt hatte und ihm zugesagt hatte, für ihn gebeten zu haben, dass er darüber nicht gänzlich seinen Glauben verlieren möge. Spätestens da wurde Simon Petrus wohl auch in gänzlich vernichtender, überführender Weise klar, warum Jesus als ein Sühneopfer für alle sterben musste.
Was an Judas geschah, war nach Jesu Bekundung auch bereits an den anderen Jüngern in einem ihrer Vorleben in einer früheren Reinkarnation geschehen, weil letztlich alles nur durch seinen völligen Zerbruch in Verzweiflung an sich selbst ins wahre Heil geführt werden kann – wie es etwa auch an Saul geschah, der einst, wie Judas, im Selbstmord endete, in seinem Folgeleben als Paulus aber an die Stelle des Judas treten durfte – auch Letzterem selbst bereits als ein Hoffnungszeichen. Denn bei allem machen doch erst die göttlichen Gerichte überhaupt empfänglich für die Gnade! Und darum gibt es auch keinerlei Grund, sich über solche zu überheben, die noch in ihr Verderben laufen.
Darüber musste sich auch Petrus erleuchten lassen, dass er keinen Deut besser als Judas war. Im Licht des Auferstandenen wurde ihm klar, dass er ebenso verdammungswürdig war.
Es liegt aber offensichtlich in der Natur des Menschen, immer einen anderen, vermeintlich noch weit schlimmeren „Sündenbock“ und „Asasel“ zu brauchen, der für alles verantwortlich wäre, statt sich seine eigene Verworfenheit einzugestehen. Da wir aber alle Kinder des Teufels geworden sind, sind wir ebenso schuldig, wie dieser selbst, wahrhaftig aus uns selbst und aus eigener Kraft völlig unfähig zum Guten, was Jesu Sühneopfer für uns alle wirklich notwendig gemacht hat.
Man tut dem Judas also damit großes Unrecht, dass man ihn verteufelt! Ihn hätte bestimmt nicht seine spätere Reue in den Selbstmord getrieben, wenn er von derart niederer Gesinnung gewesen wäre, wie man sie ihm später unterstellte, dass er Jesus allein um des Geldes willen verraten habe, das man ihm dafür gab! Als ihm dies auch schon die hohen Geistlichen Israels unterstellten, als er sich von ihnen getäuscht sah, weil sie Jesus keinen fairen Prozess gemacht hatten, warf er ihnen demonstrativ das erhaltene Blutgeld wieder vor die Füße.
In Wahrheit wurde auf Judas als dem „Asasel“ und „Sündenbock“ von allen vermeintlich besseren Christen alles gelegt, was sie an sich selbst nicht sehen und wahrhaben wollen, und er wurde von allen an ihrer statt in die Wüste und Hölle geschickt.
Dies ist aber vor allem auch wesentlich darin begründet, dass viele Christen die wirklich grenzenlose Liebe Jesu Christi noch nicht erfasst haben, weswegen sie sich auch nicht eingestehen können, dass es in Wahrheit um sie alle nicht besser bestellt ist, als um ihren Bruder Judas. Denn wer um das große Opfer Christi weiß, das wirklich restlos alle Sünden tilgt, der bedarf keines anderen Sündenbockes mehr; und ein solcher kann sich dann auch seine eigene völlige Unzulänglichkeit infolge unseres gegenwärtigen inneren, schier unüberwindlichen Zwiespalts eingestehen.
Ein über die gänzlich unverlierbare Retterliebe Jesu Christi zu allen Erleuchteter wird auch nicht mehr verängstigt und vollends verstört oder gar in tiefste Verzweiflung gestürzt, wenn Christus in Seinem Wort den eigenen gegenwärtigen Zustand völliger Verlorenheit in letzter Deutlichkeit vor Augen führt, da er um die rechte Deutung auch der vernichtendsten Bestandsaufnahme Christi über unseren gegenwärtigen Zustand weiß.
Da den Jüngern damals aber noch der Glaube fehlte, dass Gott sich wahrhaftig noch über alle erbarmen würde – selbst auch über einem jeden gestrauchelten „Judas“, da „deus ipse“, „Gott an sich“ in Seiner über allem erhabenen Allmacht, tatsächlich kein anderer als Christus in Seiner gänzlich unerschütterlichen Retterliebe gegen alle ist, erklärten sie sich den Umstand, dass ihr Bruder und Gesinnungsgenosse Judas von Gott aufgegeben worden war, damit, dass dieser doch unendlich viel schlimmer gewesen sein musste, als sie, und – im Gegensatz zu ihnen selbst, wie sie meinten – durch und durch verkommen gewesen sein musste.
Denn wenn sie im Grunde ebenso hoffnungslos verloren und verkommen waren, wie Judas, dann hätte der Allmächtige ja dessen verlorene Seele, ebenso, wie sie selbst, gleichfalls erretten können, den Judas dann aber ganz bewusst und vorsätzlich der ewigen Verdammnis anheimfallen lassen – wie darüber hinaus auch noch das Gros der Menschheit, das nach Jesu Urteil gegenwärtig dem völligen Verderben entgegen-steuert, was aber wiederum bedeutet hätte, dass der Allmächtige keineswegs, wie Jesus es verkündigt hatte, alle Seelen noch erretten wollte und würde. Denn es wäre dann ja schließlich der göttlichen All-Macht auch bei jedem „Judas“, der an seiner Verlorenheit umkommt, ebenso möglich, diesen zu erretten, wie alle, die Erlösung erfahren dürfen, obwohl sie sich in nichts von diesem Teufel unterscheiden.
Die Jünger ahnten zwar wohl, dass sie mit dieser ihrer Deutung falsch lagen, dann wohl doch um einiges besser sein zu müssen, als Judas, wagten es aber nicht, Jesus darüber zu befragen, weil sie schon ahnten und fürchteten, von Ihm bescheinigt zu bekommen, dass sie sich in Wirklichkeit doch in absolut nichts von Judas unterschieden, was sie dann aber dergestalt deuten zu müssen meinten, dass dann tatsächlich das Gros der gesamten verlorenen Menschheit von Anfang an und sogar schon von Ewigkeit her dazu bestimmt worden wäre, dem vernichtenden Zorn der zerschmetternden Heiligkeit Gottes anheim-zu-fallen, um zu deren Genugtuung einer ewigen Verdammnis zugeführt zu werden – so sehr waren sie noch geprägt von den teuflischen Zerrbild Gottes als einem Gott voll Eifersucht und Zorn, wie es ihnen von den Pharisäern von klein auf vermittelt worden war.
Und da schon die ersten Jünger Jesu meinten, es wäre wohl besser, an diesen dunklen Mysterien nicht zu rühren, hielten sich schließlich derartig abstruse, ungeheuerliche Vorstellungen, hinter dem Christus- und Heiland-Gott, der wahrhaftig gewillt und auch fähig ist, noch alle verlorenen Seelen zu erlösen, würde sich ein noch ganz anderer düsterer Gott verbergen – ein „deus absconditus“, wie Martin Luther es lehrte, der in Wirklichkeit überhaupt nicht das Heil aller Seiner Geschöpfe und Kinder wollen und anstreben würde, sondern vielmehr in dem unbändigen Vernichtungszorn Seiner zerschmetternden Heiligkeit, die eigentlich überhaupt nichts neben sich duldet, von Anbeginn an und von Ewigkeit her das Gros aller Seiner Geschöpfe dazu bestimmt hätte, einmal der ewigen Verdammnis anheim-zu-fallen, um sich so aus der Genugtuung über deren gerechte Vernichtung wenigstens noch eines spärlichen Überrestes erbarmen zu können – Vorstellungen, die nur in die Verzweiflung treiben und an Gott irre werden lassen können!
Denn auch wenn der Allmächtige, Allgewaltige, darin gerecht bliebe und keiner, der aus unerfindlicher Gnade vor der ewigen Verdammnis verschont würde, dem Höchsten dafür irgendwelche Vorhaltung manchen könnte, wenn Er sich nicht ebenso auch aller anderen in gleicher Weise aus gänzlich unerfindlicher Gnade erbarmen wollte: wo wäre in solch einem Gott noch etwas von der Retterliebe gegen alle, die Christus als das Herz des göttlichen Wesen als Sein Evangelium verkündigt hatte?! – wo sich doch im Sohn das wahre, ureigentlichste Wesen des allmächtigen Vaters und All-Abbas enthüllt und geoffenbart hat, das nichts als unerschütterliche Barmherzigkeit und Liebe und Güte ist, deren ganzes umfassendes Wirken von Ihren gänzlich unaufgebbaren Heilsabsichten mit restlos aller Welt bestimmt ist, auch wenn sich diese wahre göttliche Christus-Gesinnung gegenwärtig – jenseits von Christus – mitunter noch im unmittelbaren göttlichen Wirken, für sich allein, noch bis zur Unkenntlichkeit verbirgt, weil wir das Ende und Ziel von allem, gerade auch von allen mitunter gegenwärtig noch verheerend anmutenden göttlichen Gerichten, noch nicht erkennen und absehen können.
Aber freilich: Wenn es um uns alle nicht besser bestellt ist, als um Judas, und wir alle allein aus der unerfindlichen göttlichen Barmherzigkeit heraus errettet werden, die nichts als Retterliebe gegen ausnahmslos alle ist, dann kann es nur einen Ausgang für alle Welt-Geschichte und Seelen-Geschicke geben: die universale Allversöhnung von allem zur absoluten, unüberbietbaren Verherrlichung Gottes nach Seiner wunderbaren Christus-Natur und Seinem göttlichen Jesus-Namen.
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