Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)

Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi

VIII Aufschlüsse

2. Erörterungen

Lehrer und Meister

Lehrer, Meister und Rabbi kann nur einer sein!
Der Größte ist der, der allen dient!

Persönlicher Lehrer, Meister und Führer aller Seelen
kann und will allein Christus sein,
der selbst unmittelbar ins Herz aller Seiner Kinder sprechen will.

Niemand darf sich hier dazwischen-drängen
in der Vermessenheit, Christi Stelle einzunehmen.

Wo Demut, Liebe und Hingabe herrscht,
wird unter Christi Nachfolgern
trotz unterschiedlicher Ansichten und Einsichten
die Einheit gewahrt.

Schon bei dem kleinen Jesus fiel dem großen Rabban Hillel, dem Großvater des ehrwürdigen Gamaliel, bei einem Gespräch mit dem Knaben dessen außergewöhnliche Weisheit auf, die Ihn zu einem Lehrer aller Völker machen sollte.

Er allein kann und soll der Lehrer aller sein. Darum darf sich niemand über seine Geschwister als vermeintlicher alleiniger Lehrmeister erheben, wie es etwa die Pharisäer taten und bis zum heutigen Tag alle falschen Hirten tun. Es gibt nur einen Lehrer und Meister, Hirten und Vater, nämlich Jesus, den Heiligen Geist und den All-Abba – also die göttliche Trinität, die allen ins Herz sprechen und alle unmittelbar durch Ihre Heilige Ruach persönlich leiten will. Alle, die sich selbstherrlich an die Stelle Gottes oder Christi setzen, sind darum falsche Hirten oder gar falsche Christusse.

Christus als der Ober-Erz-Hirte wird alle Seine Lämmer aus dem Rachen aller falschen Hirten befreien. Jesus berief Seine Jünger, einst als Seine Stellvertreter Seine Schafe zu hüten und vor dem Einfall von solchen Dieben und Räubern von Seelen zu bewahren.

Sie alle bilden jedoch nur einen Kreis um Jesus: Er allein steht als der Fels aller Felsen im Zentrum. Alle anderen aber sind dagegen untereinander gleich. Jeder von ihnen ist gegenüber Christus ein Schaf, wie anderen gegenüber ein Hirte. Darum heben sich auch die Apostel von den übrigen Christen keineswegs ab, da alle in gleicher Weise Geschwister sind und auch alle bleibend in der selben Weise auf die göttliche Barmherzigkeit angewiesen und von Ihr abhängig sind.

Allein die Liebe soll darum die Führung in allen Christengemeinschaften übernehmen und im Wechsel der Führer aller Leitstern sein. Sie hält alle zu gegenseitiger Wertschätzung an, wo jeder sich selbst – auch mit seinen persönlichen Ansichten und Einsichten – bescheidet und zurücknimmt und alle anderen höher achtet, als sich selbst.

Verschiedene Einsichten und unterschiedliche Erkenntnisse dürfen niemals Anlass für Spaltungen werden! Denn auch die tiefste Erkenntnis ohne solche Liebe, die über allem um Zusammenhalt, Eintracht und Einheit ringt, ist völlig wertlos. Darum darf niemand für seine persönlichen Ansichten und Einsichten ausgegrenzt werden und Ausschluss erfahren, worin auch immer jemand die göttliche Liebe finden mag. Toleranz und allgemeine Annahme in Liebe soll also bestimmend sein.

Alle sind in derselben Unmittelbarkeit Kinder, auf keinen Mittler angewiesen und haben auch alle das selbe Recht auf Entfaltung – also auch die Frauen ebenso, wie die Männer. Hier soll auch das Geschlecht keine Rolle spielen.

Zwischen Seinen Aposteln traten aber immer wieder Rangstreitigkeiten auf, wer von ihnen der Größte wäre und darum einmal in der Nachfolge des Herrn die Führung über alle übernehmen sollte.

Aber auch eine besondere Berufung und Erwählung des Herrn berechtigt niemanden, sich über die anderen zu überheben und eine Vormachtstellung zu beanspruchen. Derartiges führt immer nur zu Missstimmungen und bringt einen spalterischen Ungeist in die Gemeinschaft der Gläubigen, besonders, wenn manche Personen oder Gruppierungen für sich beanspruchen, als einzige im Gegensatz zu allen anderen das Heil in Christus zu haben. Alle, die sich in dieser Weise als alleinige Heils-Vermittler und damit als einzige Heilsbringer über alle anderen erheben wollen, sind falsche Hirten, ja, sogar falsche Christusse. Denn sie beanspruchen für sich selbst, was allein Christus zusteht, der alle persönlich durch ihre Herzen in Seiner Liebe leiten will.

Von solchen wird auch Jesu wichtigstes Anliegen vergessen, dass alle um jeden Preis die Einheit in geschwisterlicher Liebe wahren sollten und dass alle die Liebe über alle dazu vergleichsweise nachrangigen Differenzen stellen sollten.

Wo überdies von geistlichen Leitern ein gewisser Absolutheitsanspruch erhoben wird, allein die wahre Salbung, die erlösende Erkenntnis und das Heil zu haben und zu vermitteln, da wird Christi unverlierbare Liebe, die allen – ungeachtet ihrer gegenwärtigen Erkenntnis und Salbung – gilt, durch falsche Hirten verleugnet. Darum darf sich niemand zum alleinigen Heilsvermittler aufwerfen. Und ein jeder, der sich in solchen Hochmut und Stolz über alle anderen erhebt, wird all seine vermeintliche Erkenntnis verlieren und von Christus durch Seine darauf folgenden Gerichte gedemütigt werden. Ferner wird Christus sich gegen alle falschen, selbstherrlichen Hirten wahre Propheten erwecken. Entsprechend übt Christus auch innerhalb der Gemeinde Sein Gericht und Seine Auslese, dass Er auch hier immer wieder Hochmütige von ihrem Thron stürzt und Demütige erhöht. Darum soll sich niemand vordrängen, bis er denn berufen wird.

Welche sich in bestimmten Diensten besonders bewährt haben, so dass sich in ihnen besondere Geistesgaben entfaltet haben, werden von ihrer gesamten Gemeinde in verschiedene Ämter gewählt und empfangen sodann durch Handauflegung eine besondere Salbung für ihre Dienste an allen.

Alle Christengemeinden organisieren sich selbstständig; sie sollen aber auch untereinander Gemeinschaft pflegen und sich miteinander austauschen, gerade auch, wenn sie verschiedene Ansichten und Einsichten haben. Denn jede Gemeinde gleicht einem anderen Glied und einzigartigem Organ im Leib Christi, die zwar verschieden, aber doch alle aufeinander angewiesen sind.

Alle Gemeinden können sich für diesen allgemeinen Austausch einen übergeordneten Rat von Koordinatoren zur Vermittlung von geistlichen Impulsen wählen. Mitglieder dieses Rats werden jeweils auf Zeit gewählt. Wahlberechtigt, sowie wählbar, sind alle Mitglieder, da sie alle der allgemeinen Priesterschaft Christi angehören.

Dieses Vermittler-Team soll alle geistlichen Impulse, die ihm aus verschiedenen Gemeinden zugetragen werden, an alle weitergeben. Sie können persönliche Stellungnahmen zu diesen Beiträgen abgeben, sollen jedoch nicht eigenmächtig eine Auslese treffen. Jede Gemeinde und darin wiederum jede Seele soll für sich selbst entscheiden dürfen und können, was ihr davon zuträglich ist.

Schließlich sollen alle Christen sich zuerst und zuletzt von ihrem Herzen leiten lassen und danach beurteilen, wem sie folgen wollen.

In den Anfängen des Christentums war Petrus zusammen mit sogenannten „Erz-Engeln“ in der Jerusalemer Urgemeinde für die allgemeine Koordination zuständig. Als „Engel“ oder „Säulen“ wurden Gemeindemitglieder in verschiedenen Ämtern angesehen, die in ihrer gesamten Gemeinschaft besonderes Ansehen genossen.

Wenn es zu Spannungen zwischen verschiedenen Gemeinden kam oder gar Spaltungen drohten, bemühten sich Petrus und die „Erz-Engel“ darum, die Differenzen beizulegen, indem sie auf das Entscheidende hinwiesen, worauf es im Wesentlichen ankam: die Einheit in geschwisterliche Liebe, ohne die auch die besten Ansichten und Einsichten wertlos waren. So wurde in den Anfängen des Christentums die Einheit gewahrt, ohne dass es eine stringente hierarchische Rangordnung gab.

Ausschluss erfuhren lediglich Gemeinden oder Personen, die einen Absolutheitsanspruch für ihre besonderen Ansichten und Einsichten aufstellten und sich damit selbst von allen anderen Christen-Gemeinschaften als die einzig wahrhaft Gläubigen abgrenzen und absondern wollten.

Niemand darf der Versuchung verfallen, sich berufen zu sehen, für alle das Ruder zu übernehmen. Dahinter verbirgt sich Unglaube und Zweifel daran, dass Christus als der wahrhaft Lebendige selbst durch Seinen Geist Seine gesamte Christengemeinschaft durchaus zu leiten versteht. Er selbst wird Auslese treffen, indem Er Impulse fördert oder behindert.

Wahre Geistgesalbte werden nie für sich beanspruchen, allein den Weg zur Erlösung zu kennen, sondern vielmehr bekennen, dass das Heil überall zu finden ist, wo die grenzenlose göttliche Liebe verkündigt wird, und somit auch jenseits von ihnen, auch in anderen Religionen, durchaus zu erlangen ist. Sie üben keinerlei Druck aus und bringen niemanden in Gewissensnöte. Sie mühen sich vor allem, die Einheit in der Liebe zu wahren, und werden nur solche durch Ausschluss ausgrenzen, die ihrerseits ausgrenzen. Aber selbst auch ihre Verdammer werden sie nicht verdammen. Vielmehr werden letztere sich von selbst absondern.

Wahre Autorität zeigt sich also in Demut, wahre Erkenntnis im Wissen um die eigene Begrenztheit. Wahre Lehrer zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich zusammen mit allen anderen als noch Lernende begreifen.

Entsprechend sollte Petrus auch gerade durch Demut, die sich selbst bescheiden kann, einst ein Fels und Bollwerk für die Einheit der Christen werden. Schließlich kündigte Jesus dem Petrus bereits an, dass einstmals Paulus an seiner Stelle die Vorrangstellung in der ganzen Gemeinde einnehmen würde. Ebenso kündigte der Auferstandene schon Seinem Bruder Jakobus an, dass er als ein Eiferer für die jüdische Thora in Paulus als dem Heiden-Apostel einen Widerpart finden würde. Sie sollten aber – trotz ihrer unterschiedlichen Ansichten und Einsichten – einander stehen lassen, da sich diese keineswegs widersprechen, sondern vielmehr einander ergänzen würden zu einer gesunden Mitte hin, die der goldene Mittelweg unter der Gnade in Orientierung am Gesetz als einer Richtschnur zu einem gelingenden und erfüllten Leben ist.

Überdies würden sich in den Gemeinden immer wieder neue Organisationsformen herausbilden. Immer wieder werden andere als Vorreiter bestimmt, die Hauptlast zu tragen – wie bei einer pfeilförmigen Flugformation immer wieder ein anderer die Spitze übernimmt.

Wer groß sein will im Reich Gottes, soll nach Gottes und Christi Vorbild ein Diener aller sein. Denn auch Christus ist uns allzeit der Dienende, ebenso, wie selbst sogar der Vater.

Jesus war sich auch nicht zu schade für einfache Tischdienste, oder dazu, Seinen Jüngern die Füße zu waschen, um ihnen so Seine Gunst und Wertschätzung zu zeigen.

Darum erzieht die selbstlose göttliche Liebe zu ebensolcher selbstloser göttlicher Liebe. Zu nichts anderem will Seine göttliche Agape anreizen. Und wer von der göttlichen Liebe wahrhaft freigesetzt worden ist, will in dieser Liebe ebenso auch aller Diener sein.

Geistliche Vollmacht wird nur denen verliehen, die sie nicht dazu missbrauchen, sich über andere zu erheben. Wer etwas in Christi Reich sein will, soll vielmehr alle Unvermögenden tragen und erdulden und allen alles werden. Wer zu den Ersten gehören will, reiht sich demütig unter die Letzten ein. Wahre Größe zeichnet immer auch große Demut aus. Wer sich im Dienst demütig unter alle stellt, wird schließlich auch dankbar von allen erhoben.

Ehrsucht und Machtstreben bestimmt allein Welt-Menschen. Vor solchen Anwandlungen sollen die Jünger Jesu sich hüten. Denn wer auf Herrschaft aus ist, ist seiner eigenen Herrschsucht Knecht. Und wer in allem immer nur seine Ehre sucht, muss viele Demütigungen einstecken, wer sie aber nicht sucht, wird mehr davon erhalten, als ihm lieb ist.

Das Reich Gottes sollte nicht durch Gewalt und Herrschaft und Unterjochung bestimmt werden, wie es in der Welt Gang und Gebe ist, sondern durch hingebungsvolle Liebe, wo alle allen dienen.

Wer in dieser Weise dient, wird zu noch höheren Diensten Berufene nicht als Konkurrenz, sondern als willkommene Entlastung ansehen und ihnen darum nichts neiden. Vielmehr wird das Aufstrahlen eines noch größeren Lichtes alle wahren Lichter erfreuen. Und ebenso wird es geistliche Eltern erfreuen, wenn ihre Kinder größer werden und mehr erreichen, als sie selbst, was ihnen aber auch selbst Ehre einbringt.

Neid sollte es unter geistlichen Leitern nicht geben. Als Petrus neiderfüllt nach dem Schicksal des Johannes fragte, weil er meinte dieser könnte von Jesus bevorzugt werden, wies der Herr ihn wirsch zurecht, was ihm dies anginge – musste Simon doch froh sein, nach seinem schmählichen Versagen überhaupt wieder in seine ihm anfänglich zugedachte Führungsrolle eingesetzt zu werden.

Wer anderen ihre noch größere Segnung neidet, hat keine Ahnung, was diese dafür zuvor an Leid zu erdulden hatten oder auch gegenwärtig an Last zu tragen haben. Darum sollten wir nicht miteinander konkurrieren, sondern uns gegenseitig ermutigen.

Ein wahrer König ist nicht auf Herrschen aus, sondern macht vielmehr seine Untergebenen selbst zu Königen und führt sein ganzes Volk zur Herrschaft, wie schließlich auch alle dazu berufen sind, glückselige Kinder und nicht angsterfüllte Knechte zu sein. Darum stellen sich die Ersten unter die Letzten und die Größten unter die Kleinsten, ohne darum ihren eigenen Wert zu verkennen.