Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
VIII Aufschlüsse
2. Erörterungen
Die Messias-Erwartung
zur Zeit Jesu in Israel:
Jesus entsprach nicht der allgemeinen Messias-Erwartung
des jüdischen Volkes.Denn Er erklärte,
nicht gekommen zu sein, die vermeintlich Gerechten
von ihren gottlosen Unterdrückern zu befreien,
sondern vielmehr alle durch Seine hingebungsvolle Liebe
aus ihrer überall gleichermaßen gegebenen Gottlosigkeit zu erlösen.Dafür wurde Er verworfen und gekreuzigt;
und dafür ließ Er für alle Sein Leben.
Die Juden erwarteten zur Zeit Jesu sehnsüchtig einen politischen Messias, der Israel von der Unterdrückung durch die Römer befreien und dem Volk Gottes zur Weltherrschaft verhelfen würde. Durch Ihn als den Sohn Davids sollte die glorreiche Davidische Dynastie wieder-erstehen. Man glaubte auch, Er brächte als ein Rache-Engel Gottes das Jüngste Gericht über alle Gottlosen.
So kündigte Ihn auch Johannes der Täufer an, der damit die Wiedergeburt des Elia war, der vor dem Messias in die Welt zurückkehren sollte. Als dem Taufpropheten gezeigt wurde, dass Jesus das Opfer-Lamm Gottes wäre, verstand er dies jedoch selbst noch nicht.
Die Messias-Erwartung war zur Zeit Jesu besonders stark. Die Weissagungen des Propheten Daniel wiesen auf die Zeit Jesu hin und bestärkten die allgemeine Nah-Erwartung im jüdischen Volk, dass das Reich Gottes nunmehr bald anbrechen müsste. Entsprechend verfiel das Volk auch vielen selbsternannten Erlösern aus den verschiedenen Gruppierungen der Zeloten, welche als falsche Christusse viele mit sich in den Untergang stürzten – und schließlich zum Schluss das ganze Volk Israel im Jüdischen Krieg.
Die Essener erwarteten zwei Gesalbte: einen irdischen und einen himmlischen Messias, die gemeinsam das Reich Gottes aufrichten würden – wie es in gewisser Weise ja schließlich auch geschah: Denn der irdische Jesus wirkte schließlich als ein reiner Menschensohn in der Salbung des Heiligen Geistes, der kein anderer als der Engel des HERRN und prä-, wie post-existente himmlische Christus und überirdische Friedefürst Melchisedek ist.
Als sich später viele Essener zum Christentum bekehrten, sahen sie in dem Herren-Bruder Jakobus ihren „Mebakker“, den großen „Lehrer der Gerechtigkeit“, von dem sie erwarteten, dass er im Verbund mit dem himmlischen Messias, Jesus Christus, die Davidische Dynastie wieder-erstehen lassen würde und Israel zur Weltherrschaft führen würde. Denn auch die jüdisch-messianische Urgemeinde war noch ganz von der Nah-Erwartung und Hoffnung bestimmt, Christus würde noch zu ihren Lebzeiten zurückkehren und Sein messianisches Millennium aufrichten, wie es ursprünglich von dem Propheten Daniel für ihre Zeit verheißen worden war.
Die Sadduzäer versuchten die Messias-Erwartung im gemeinen Volk niederzuhalten, um Unruhen und Aufstände zu vermeiden. Sie schenkten den Propheten keinen Glauben, da diese gegen den Tempel-Kultus und ihren überzogenen Opfer-Ritus opponierten und stattdessen zur Umkehr riefen. Die Sadduzäer glaubten – im Gegensatz zu den Pharisäern – an keinen Messias, an keine Auferstehung und auch nicht an das Jüngste Gericht, ebenso wenig an eine Reinkarnation. Der letzte große geistgesalbte Feldherr Israels, Josephus, der ebenfalls dem sadduzäischen Priester-Adel angehörte und auch die Gabe der Weissagung besaß, bildete hier eine rühmliche Ausnahme.
Im allgemeinen erkannten die Sadduzäer auch allein nur die Thora als Heilige Schrift an, zumal die Propheten, welche als erste eine Auferstehung verkündigten, zu ihnen oft in heftiger Opposition standen. Die Sadduzäer waren der Überzeugung, dass es über die Thora als die erste, wie auch umfassende Offenbarung Gottes hinaus keine späteren göttlichen Enthüllungen mehr geben könnte, obwohl doch auch die einst verloren-gegangene Thora im babylonischen Exil unter Esra selbst schon eine völlig neue Abfassung erfuhr. Sie glaubten nicht, dass der göttliche Offenbarungsprozess mit der göttlichen Gesetzes-Stiftung noch keineswegs abgeschlossen war. Außerdem waren die Weissagungen der Propheten ihrer Ansicht nach viel zu vieldeutig, um aus ihnen etwas Klares über die Zukunft erfahren zu können.
Die Sadduzäer erwarteten darum auch nicht ernstlich einen gesalbten Messias, wie er von den Propheten angekündigt worden war, sondern deuteten die Messias-Verheißungen vielmehr allegorisch auf ihre eigene Salbung, durch die sie als die einzig auserwählten Lehrer Gottes in aller Welt die göttliche Ordnung aufrichten wollten. Darin erwiesen sie sich als falsche Christusse, weil sie sich damit selbst an die Stelle Christi und Gottes setzten.
Entsprechend nutzten sie die ihrer Ansicht nach einfältige Messias-Erwartung des Volkes lediglich dazu, um es sich gefügig zu halten. Denn solange der niedere Plebs auf einen himmlischen Erlöser wartete, was es bereit, sich in Hoffnung auf Ihn bis zu Seiner Ankunft in alles zu fügen.
Erst wenn jemand mit dem Anspruch auftrat, dieser Messias zu sein, wurde es gefährlich, weil dies das Volk zu einem Aufstand gegen ihre heidnischen Unterdrücker ermuntern konnte, was angesichts der Übermacht Roms dessen Untergang bedeutet hätte, wie es sich schließlich auch im späteren Schicksal Israels tatsächlich bestätigen sollte, wo Zeloten als falsche Christusse und vermeintliche Erlöser das ganze jüdische Volk zum Krieg gegen Rom anstachelten, der die völlige Zerschlagung Israels zur Folge hatte.
Die Sadduzäer sahen insbesondere in Jesus eine gewaltige Bedrohung, da Er die vermeintlich gottgegebene Autorität der geistlichen Obrigkeit Israels total in Frage stellte, so dass der Ausbruch einer nicht mehr zu zügelnden Anarchie drohte, was schon unter dem Zeloten und Sikarier Barabbas seinen Anfang zu nehmen schien. Darum fasste der Hohe Rat Israels den Beschluss, dass Jesus unbedingt heimlich ergriffen und beseitigt werden müsste, ehe es zu einer völligen Eskalation kam.
Ebenso sahen sie später in der Christus-Verkündigung eine Bedrohung, da die gläubig gewordenen Juden die baldige Wiederkunft ihres Messias erwarteten. Diese Nah-Erwartung in der Urgemeinde veranlasste schließlich auch den Herodes Agrippa zur ersten blutigen Christenverfolgung.
Dass sich in Jesus viele Messias-Prophezeiungen erfüllten und besonders Seine Wunder Ihn als den Gesalbten Gottes auswiesen, erkannten die Hohen Geistlichen Israels nicht an. Denn alle Erlöser-Verheißungen waren ihrer Ansicht nach so unterschiedlich und vieldeutig, dass jeder vermeintliche Retter diese für sich in Anspruch nehmen konnte.
Überdies waren die Sadduzäer, wie alle falschen Hirten, in Wahrheit rein weltlich ausgerichtet, denn ihrer Ansicht nach zeigte sich der Segen Gottes in Wohlstand und Glück, da sie schließlich auch an kein Nachleben, in welcher Form auch immer, glaubten. Manche von ihnen mochten wohl sogar die Existenz Gottes selbst anzweifeln und Ihn für ihre eigene Erfindung halten, zumal viele Opfer-Vorschriften von ihnen selbst unter Esra gänzlich neu im Namen Gottes verfasst worden waren, um das Volk dadurch an sich zu binden.
Schließlich spielten sie sich selbst wie die Herren auf, als ob da überhaupt kein weit höherer Herr auch über ihnen wäre; und sie hatten sich damit selbst als die Lehrer aller Welt und damit als falsche Christusse an Christi und Gottes Stelle gesetzt. Oder aber sie legten, da auf alle Anmahnungen der Propheten kein Gericht folgte, die Langmut Gottes als Zeichen von Schwäche aus, so dass sie sogar meinten, sich mit dem Sohn auch des Vaters endgültig entledigen zu können. Aber auch die Pharisäer wollten keine Destabilisierung der Machtverhältnisse.
Jesus widersprach der Messias-Erwartung des jüdischen Volkes: Gott sei nicht Eifersucht und Zorn, sondern nichts als Liebe. Ersterer ist vielmehr der Satan! Der Messias käme darum nicht, um zu richten, sondern, um zu retten, indem Er sich selbst als Sühne-Opfer für alle dahingeben würde, statt Gericht zu vollstrecken.
Er wäre der leidende Gottesknecht. Damit würde Er schließlich das Schicksal aller Propheten teilen, die Ihm vorausgegangen sind.
So verstand sich Jesus als der Befreier der Menschen von aller bindenden Sündenmacht und von allen überirdischen Mächten der Finsternis. Denn es galt vor allem, alle Menschen zuerst einmal aus ihrer inwendigen Knechtschaft in Unkenntnis und Selbstbezogenheit zu befreien.
Und um allen Menschen die göttliche Liebe zu bringen, die allen alles zum Heil hin zu ändern vermochte, war vor der Machtfrage zunächst einmal die Schuldfrage zu lösen. Indem Jesus allen Fluch auf sich nahm, hob Er allen Fluch auf und brachte diesen selbst unter den Fluch und den Satan, den Verkläger und Richter und Verdammer aller Welt, mit seinem verdammenden Gericht, selbst unter Sein Gericht. Bei Seiner Wiederkunft wird Christus schließlich auch noch die Machtfrage lösen; denn dann wird sogar noch die Widersetzlichkeit des Satans gebrochen werden und Jesus auf Erden Sein messianisches Millennium aufrichten, wie es Israel verheißen worden ist.
Damit widersprach Jesus auch der Messias-Erwartung Seines Wegbereiters, der darum später sogar selbst an Jesus zweifelte. Denn, wie viele Endzeit-Propheten, verkündigte auch Johannes der Täufer – noch ganz im Geist des Elia, dessen Wiedergeburt er war – mehr eine Droh-Botschaft, als eine Froh-Botschaft, und setzte damit die ohnehin schon zu genüge geplagten Erdenseelen noch zusätzlich unter Druck.
Jesus dagegen versuchte, durch Sein Evangelium keine Ängste zu schüren, sondern vielmehr, alle Ängste zu nehmen. Er verkündigte nicht, wie Sein Vorgänger, Gericht, sondern Gottes Gnade. Er verwies aber darauf, dass Seine Wunder Ihn in Seiner Messianität durchaus bestätigten, wodurch der Vater selbst Ihn als Seinen Sohn bestätigte, wie Er auch von Johannes, dem Täufer, anfänglich durch göttliche Inspiration als der Christus Gottes bezeugt worden war und sich in Ihm sämtliche göttlichen Messias-Verheißungen aller Propheten erfüllten. Jesus wollte ein wahrhaft göttliches Reich Gottes in hingebungsvoller Liebe aufrichten, nicht durch Blutvergießen und Gewalt.
Die Erkenntnis, dass Er sich dafür selbst in völlig selbstvergessener Liebe als Sühneopfer für alle dahingeben müsste, reifte in Jesus – trotz prophetischer Vorblicke in Momenten besonderer Erleuchtung selbst schon in Seiner Kindheit – doch erst allmählich zu absoluter Gewissheit, da Er als ein Menschensohn, wie jeder andere, eine ganz natürliche Entwicklung durchlief, die auch in Ihm erst allmählich die Erkenntnis reifen ließ, wer Er war, von wo Er ausgegangen war und was Seine göttliche Bestimmung war.
Als Jesus Seinen Opfertod für alle als Seine eigentliche, letzte Bestimmung in letzter Klarheit erkannt hatte, ließ Er sich von Seinem Weg der Selbst-Hingabe durch nichts und niemand mehr abbringen. So lehnte Er beispielsweise das Angebot des Königs von Edessa ab, bei diesem bis auf Weiteres ins Exil zu gehen, worin Jesu Jünger eine Chance sahen, die Macht später doch noch mit Gewalt ergreifen zu können.
Am Ende Seines Wirkens führte Jesus Seine Jünger nach Gaulanitis, nördlich von Caesarea Philippi an den Fuß des Gebirges Hermon, wohin Er einst vom Satan versetzt worden war, der Christus zur gewaltsamen Machtergreifung verführen wollte, wo Jesus schließlich in der Auseinandersetzung mit dem Widersacher letzte Klarheit über Seine Sendung gewann.
Dort eröffnete der Herr Seinen Anhängern in letzter Deutlichkeit Seine Bestimmung, durch Sein Sühneopfer für alle Welt Erlösung zu erwirken, nachdem dies einigen Frauen in Seiner Gefolgschaft durch Träume angezeigt worden war. Die Heilung eines Blinden verdeutlicht symbolisch, wie schwer es für Jesus war, Seine Jünger über Seine eigentliche Sendung die Augen zu öffnen.
Als Jesus später Sicherheitsvorkehrungen für Seine Reise nach Judäa traf, um nicht vor der Zeit ergriffen zu werden, ließ dies in den Jüngern immer wieder die Hoffnung aufkeimen, dass Er von Seiner Überzeugung, ins Martyrium gehen zu müssen, wieder abgekommen wäre. Jesus wusste aber, dass Er als das Passahlamm Gottes auch zur Zeit der Opferung der Passah-Lämmer sterben sollte.
Schließlich prophezeite Er Seinen Jüngern auch ganz explizit Seinen Kreuzestod. Trotzdem hofften Seine Gefährten bis zum Schluss noch auf eine wundersame Wendung. Sie wollten von ihrer Messias-Erwartung nicht ablassen, Er würde am Ende doch noch mit göttlicher Gewalt die Weltmacht ergreifen und erwarteten einen Richter anstelle eines Retters.
Jesus sollte aber auch durchaus ebenso selbst durch Einflüsterungen des Satans versucht werden, das Reich Gottes ließe sich nur durch Gewalt und Unterjochung aufrichten, zumal solches vom Messias verheißen war und es dem allgemeinen Rechtsempfinden entsprach, dass alle Gottlosen bestraft werden müssten.
Entsprechend wurde Er auch immer wieder von Seinen Jüngern bedrängt, die vom Satan zu heftigen Widerspruch und vehementen Aufbegehren angestachelt wurden. Sie ließen nichts unversucht, auf Jesus einzudringen, Er möge doch endlich Gottes Gericht über allen Gottlosen vollstrecken und Gottes auserwähltes Volk von Seinen Unterdrückern befreien. Dies taten insbesondere Judas Ischarioth und Petrus, die als einstige Rivalen um die Wortführung unter den Jüngern schließlich noch zu einer eingeschworenen Einheit wider ihren Herrn und Meister wurden.
Die beiden meinten – wie aber auch alle anderen Jünger, – Jesus hätte sich da in eine fixe Idee hinein-gesteigert, Er müsse Sein Leben als Sühneopfer für alle lassen, nachdem Seine Verkündigung in Israel zunehmend mehr auf Ablehnung stieß, und hielten sich für berufen, Ihm dies wieder ausreden zu müssen und Ihn wieder auf den rechten Kurs zu bringen. Insbesondere Judas verfiel schließlich gänzlich diesem selbst-vermessenen Hochmut und Stolz.
Sie waren der Überzeugung, die Gewalt der Gottlosen ließe sich nur durch Gewalt eindämmen. Jesu Vorstellung, die Welt durch duldsame Liebe gewinnen zu können und auf diese Weise das Reich Gottes aufrichten zu können, hielten sie für völlig irreal und naiv. Darum sei Jesus berufen, nun endlich das Gericht an allen Gottlosen zu vollstrecken und alle Schlächter abzuschlachten, statt Sein Leben gerade auch für diese Seine und Gottes Feinde und erbittertsten Widersacher als Sühneopfer zu lassen.
Was sie bräuchten, wäre ein mächtiger Erlöser, wie es einst Mose war, kein weiteres Opferlamm! Darum nahmen sie heftig Anstoß an Jesus absonderlichen Ansinnen, sich selbst sogar für die Gottlosen als Sühneopfer abschlachten lassen zu wollen, anstatt ihrem gottlosen Treiben endlich den Garaus zu machen. Wenn Ihn das Leid Israels rühren würde, müsse Er endlich einschreiten und mit der Ihm verliehen göttlichen Vollmacht gewaltsam eingreifen!
Denn Gericht: das hätten doch nur die anderen, die Gottlosen, verdient! Nur die wären schuldig und verdammungswürdig! Rom war doch der große Sündenbock, der ganz allein für die untragbaren Zustände in aller Welt verantwortlich war! Aber doch nicht sie, was die göttliche Erwählung Israels doch überdeutlich zum Ausdruck gebracht hätte!
War Israel denn nicht eben darum auch dazu berufen worden, Gottes Gericht an allen Gottlosen zu vollstrecken, wie einst an den verruchten Kanaanitern?! Und war ihnen nicht ein noch Größerer verheißen worden, als selbst sogar Mose, der das Volk Gottes bereits einmal in der unwiderstehlichen Gewalt Gottes, die keine Gnade mit den Widersachern kannte, aus der Knechtschaft in Ägypten befreit hatte?!
Und so war es wohl auch tatsächlich im alttestamentlichen Gottesbund noch nötig, da dieser lediglich im Fleisch aufgerichtet worden war, da die Heilige Ruach der göttlichen Christus-Liebe noch nicht ausgegossen war, die allein die Macht hat, selbst Böse zu überwältigen und zu überwinden. Und es gab durchaus Prophezeiungen, die erklärten, der Messias würde sich durch Gewaltlosigkeit auszeichnen.
Die Jünger meinten, Gott habe doch schon lange genug Geduld bewiesen; nun wäre es an der Zeit, eine andere Sprache zu sprechen und die Welt wieder das Fürchten zu lehren. Jesus hätte das Gericht zu vollstrecken, das alle Propheten angedroht hatten, und ihrer aller Ermordung zu rächen.
Sie wollten also mit Ihm an allen Gottlosen Gericht üben mit der Schärfe des Schwertes und legten sich Jesu Leidensankündigungen schließlich so aus, dass es wohl in Jerusalem zu einer Entscheidungsschlacht kommen würde, bei der ihr Meister als ihr Heerführer zwar vielleicht niedergestreckt, von Höchsten aber in noch größerer Vollmacht sogleich wieder auferweckt würde, um sodann unverzüglich die Weltherrschaft zu ergreifen. In solch einem Kampf wären sie bereit gewesen, ihr Leben für Jesus zu lassen – besonders Judas. Dass Jesus diesen Weg aber ablehnte, brachte sie noch alle zu Fall.
Als Jesus schließlich bei Seinem Einzug in Jerusalem von allem Volk als der Messias feierlich begrüßt wurde, so dass auch die Pharisäer nichts gegen Ihn ausrichten konnten, wobei sich Jesus hier auch unmissverständlich als der verheißene Erlöser Gottes zu erkennen gab, und als Er schließlich sogar auch einmal mit Gewalt gegen Gewalt und gottloses Treiben einschritt, wie bei der Tempel-Reinigung, hofften die Jünger darauf, ihr Meister wäre zur Besinnung gekommen und würde es nun doch als Seine Berufung ansehen, mit Gewalt die Macht zu ergreifen und sodann Gottes Gericht mit brutaler Härte zu vollstrecken, insbesondere, wenn Er erkennen würde, wie viele doch in Wahrheit noch hinter Ihm standen und sich von Ihm einen Aufstand erhofften.
Nachdem Jesus schließlich den Feigenbaum verfluchte, der für alle Gotteswidersacher in Israel stand, hoffte Judas darauf, Er würde ebenso auch gar bald noch alle Seine Todfeinde verfluchen. In gleicher Weise deutete Judas auch alle harten Gerichtsandrohungen Jesu, dass sein Meister dieses Gericht dann wohl doch auch persönlich alsbald noch vollstrecken würde.
Und als Jesus Seinen Aposteln eröffnete, das Passah in diesem Jahr nicht im Kreis Seiner Familie, sondern mit ihnen ganz allein feiern zu wollen, und Er überdies den Ort für ihr Fest bis zum Schluss selbst sogar auch vor Seinen Jüngern geheim hielt, verstärkte sich ebenso bei allen Seinen Jüngern die Hoffnung, dass Er sich doch nicht mehr zum Pessach als Gottes vermeintliches Sühneopferlamm für alle Welt schlachten lassen wollte, zumal Jesus den Saal für ihre Feierlichkeiten überdies schon zugleich bereits auch für sämtliche Feiertage nach dem Passahfest angemietet hatte.
Jesus hielt den Ort für ihre Passah-Feier aber deswegen geheim, da Er bereits wusste, dass Judas Ihn an den Sanhedrin ausliefern würde. Er wollte dieses Passahfest aber unbedingt noch mit Seinen Jüngern feiern, um ihnen dessen prophetische Bedeutung zu erläutern, welche bereits auf Seinen Sühnetod hinwies, und mit Seinem Abendmahl ein neues Bundes-Opfer-Fest für Sein späteres Christenvolk zu begründen.
Schließlich mietete der Herr den Obersaal in der Pilger-Herberge Seines heimlichen Gönners, der Ihm und den Seinigen auch immer seinen Garten Gethsemane auf dem Ölberg als Nachtquartier zur Verfügung stellte, bereits für die ganze folgende Woche an, um Seiner Jüngerschar nach Seiner Hinrichtung einen geheimen Unterschlupf zu verschaffen, den sie dann schließlich auch in Anspruch nahmen.
Dieser wurde später schließlich auch der Versammlungsraum der Urgemeinde auf dem Berg Zion, direkt unterhalb des monastischen Viertels der Priesterschaft der Essener, die schließlich später auch größtenteils Jesus als ihren Messias annahmen und durch ihre Gütergemeinschaft die erste messianische Christengemeinde in Jerusalem entscheidend prägten.
Die Jünger hofften also bis zum Schluss darauf, dass Jesus am Ende doch noch in der Kraft Gottes die Macht ergreifen würde – selbst sogar noch nach dem Abendmahl. Und als Jesus in Seiner göttlichen Selbst-Bekundung, der „ICH BIN“ – und damit »JHWH« selbst – zu sein, alle Soldaten, die Ihn ergreifen wollten, niederstreckte, meinten sie, nun wäre die Stunde gekommen, mit Jesus gewaltsam die Macht zu ergreifen, so dass sie ihr Meister vom Dreinschlagen abhalten musste.
Jesus erkannte aber, dass solch ein göttliches Gericht der gesamten Welt den Untergang brächte, da vor Gottes Gerechtigkeit niemand bestehen kann, weil wir alle gerade angesichts unserer Willensfreiheit in gleicher Weise schuldig vor Gott sind und damit die Anforderungen der göttlichen Liebe, mit Ihrem totalen Anspruch auf uns alle, angesichts all unserer Lieblosigkeiten völlig vernichtend für uns alle wären, wenn darüber nicht auch der göttliche Zuspruch eben dieser alles überragenden göttlichen Liebe unauslöschlich für uns alle unverlierbar bestehen bliebe.
Jesus war aber der Überzeugung, dass sich die über aller irdischer Rechtsprechung erhabene, weit höhere göttliche Gerechtigkeit darin erweist, dass Sie sich selbst auch alle Gottlosen noch recht macht und damit das göttliche Anliegen, wie es im Gesetz geschrieben steht, aus sich selbst heraus erfüllt, indem Sie noch allen Gnade erweist. Gottes Gerechtigkeit ist also nichts, als Barmherzigkeit und Liebe! Und Gottes höhere Gerechtigkeit erweist sich eben gerade darin, dass Sie sich lieber selbst stellvertretend bestrafen lässt, als selbst zu bestrafen, wie berechtigt Letzteres auch immer sein mag. Für diese unendliche Liebe wird Christus schließlich in aller Welt verehrt.
Gottes Gerechtigkeit erfüllt sich nämlich, wie das Gesetz, in Barmherzigkeit und Liebe; und damit übertrifft Sie in gänzlich vernichtender Weise die Gerechtigkeit des Satans und die der ganzen Welt, die nur verurteilen und verdammen kann. Gottes höhere Gerechtigkeit erweist sich darin, dass Er selbst die gerechte Strafe für alle trägt:
Schließlich sieht Christus auch unsere Unwissenheit und die diabolische Täuschung, der viele erliegen. Darum ist es in Seinen Augen voll einfühlsamen Mitleid auch gerecht, Gnade walten zu lassen und selbst auch gegen die erbittertsten Widersacher Feindesliebe zu üben. Er liebt uns unaufhörlich, weil dies Sein Wesen ist, und Seine Liebe macht uns alle noch würdig, indem Sie uns in Ihrer Liebe bei unserem ureigentlichsten Namen, den wir in Ihr haben, ruft und uns dadurch zu unserem wahren Leben erweckt.
Gott bricht die herzlose Brutalität in der Welt nicht durch noch herzlosere Brutalität, sondern Er erzieht die Menschen zur Barmherzigkeit, indem Er sie an ihrer eigenen Unbarmherzigkeit leiden lässt und sie immer wieder durch zahllose Reinkarnationen in diesen, ihren unseligen Wahnsinn hinein-gebiert, bis sie über ihrem selbst geschaffenen, immer unerträglicher werdenden Höllen-Rad endlich zur Besinnung kommen und ihrer selbst-erzeugten Hölle überdrüssig werden. Hier lässt Er Tyrannen unter Tyrannen kommen, bis sie darüber Barmherzigkeit lernen.
So erzieht Er alle Unbarmherzigen durch sein universal wirksames Gesetz des Karma mit all seinen Gerichten, indem Er sie an sich selbst erfahren lässt, was sie sich selbst beständig einander antun, um ihnen darüber die Augen zu öffnen, dass es Heil und Erlösung allein nur durch Seine Barmherzigkeit und Liebe geben kann, die alle zu ebensolcher Barmherzigkeit und Liebe anreizen will und auch kann.
Durch brachiale Gewalt ließen sich dagegen jedoch keine Herzen gewinnen oder verändern. Gewalt wird vielmehr immer nur noch mehr Gewalt nach sich ziehen. Durch Gewalt kann sich darum das Angesicht der Welt nicht wandeln. Durch Gewalt lässt sich das Reich Gottes nicht aufrichten und auch nicht sichern. Die Welt kann sich erst ändern, wenn sich die Herzen ändern – und dies geht nur durch den Weg der göttlichen Liebe. Wer darum zur Waffe greift, dient nicht dem Reich Gottes, sondern behindert es vielmehr.
Schließlich kann man einer Gewaltherrschaft auch gewaltlos Widerstand leisten, indem man sich ihr schlichtweg entzieht und sich nicht unter sie beugt. Alle, die nicht für sich selbst mit Gewalt streiten, werden erfahren, wie Gott – mitunter sogar durch ein Eingreifen aus der Höhe, wenn die Ungerechtigkeit allzu sehr überhand nimmt – für sie streitet. Dies hielt auch Josephus dem Volk Gottes im Jüdischen Krieg vor Augen.
Jesus wollte das Reich Gottes aufrichten, indem Er alle Menschen in ihrer Widersetzlichkeit mit Seiner Liebe zu überwinden suchte. Er wollte also durchaus die Weltherrschaft antreten – jedoch nicht mit Gewalt, sondern über die Herzen der Menschen.
Hass lässt sich nur durch Liebe überwinden. Darum rief Jesus auch Seine Jünger selbst sogar zur Feindesliebe auf. Denn die Kraft der Liebe ist weit gewaltiger als alle irdische Gewalt. Allein die Liebe stiftet Frieden und Heil.
Wenn der Messias aber – so erklärte Jesus es Seinen Jüngern – ein gnadenloser Unterjocher wäre, würde er sich von den gottlosen Despoten dieser Welt, die für so viel unsägliches Elend und so ungemein viel Ungerechtigkeit auf Erden verantwortlich sind, in nichts unterscheiden. Darum entzog sich Jesus auch dem Volk, als dies Ihn zu seinem Brot-König machen wollte, der all ihre Not und all ihr Leid postwendend beseitigen sollte. Denn Er erkannte: was sie für Heil hielten, hätte ihnen kein Heil gebracht, sondern nur ein furchtbares Blutbad infolge ihres Aufstands. Denn nicht immer ist das wirklich gut für uns, was wir für gut erachten.
Wahrer auswendiger Friede kann nur aus dem inwendigen kommen und erwachsen. Darum wollte Jesus lieber Sein eigenes Leben und Blut selbst sogar für Seine erbittertsten Widersacher lassen, als anderer Blut zu vergießen.
Schließlich musste Jesus Seinen Jüngern auch erst klar machen, dass Er keineswegs nur als Erlöser für Israel gekommen war, sondern für die ganze Welt.
Dämonen versuchten noch bei ihrer Austreibung Jesus zu schaden, indem sie ausriefen, dass Er der Sohn Gottes sei, um die falschen Messias-Erwartungen im Volk zu bestärken und Ihm dadurch Seine Verkündigung zu erschweren.
Geheilte sollten das an ihnen geschehen Wunder für sich behalten, um keine falsche Messias-Erwartung zu nähren – aber oft auch zu ihrem eigenen Schutz, um nicht wegen ihrem Bekenntnis zu Jesus in die Schusslinie zu geraten und in ihrem neu gewonnenen Glauben und in ihren endlich gefundenen Herzenseinsichten wieder verunsichert zu werden.
Weil Jesus die allgemeine Messias-Erwartung nicht erfüllte, Israel durch einen Aufstand von seinen Unterdrückern zu befreien, fühlte sich das Volk schließlich von Ihm im Stich gelassen; die Juden nahmen Anstoß an Ihm, weil Er Ihrer Not und Ihrem Leid nicht unverzüglich Abhilfe schaffen wollte, und sie wendeten sich darum wieder von Ihm ab.
Letztendlich wurde Jesus auch von der geistlichen Obrigkeit Israels wegen Seines Anspruchs, der Messias zu sein, zum Tode verurteilt, weil Er auch ihrem Bild vom gott-gesandten Erlöser nicht entsprach und in mancherlei Hinsicht zu ihnen in Opposition trat und ihnen das Volk abspenstig machte.
Aber auch vom Volk wurde Jesus schließlich abgelehnt, weil Er nicht den Messias-Erwartungen der Juden entsprach und überdies sogar zur Feindesliebe aufrief, statt einen Aufstand gegen die Römer anzuführen. Darum erwählten die Juden, vor die Wahl zwischen Jesus Christus und Jesus Barabbas gestellt, welcher von beiden ihnen freigelassen werden sollte, den aufständischen Sikarier und Gewalttäter.
Vergleiche: