Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
VIII Aufschlüsse
2. Erörterungen
Pharisäer:
die einstigen Rabbiner und ihre gnadenlose Gesetzlichkeit.
Die Pharisäer stellten zahllose Bedingungen für die göttliche Liebe auf
und erklärten, dass man sich die göttliche Gnade
auch verscherzen und verspielen könne.Damit verbauten sie den Blick
auf die allen unverlierbar geltende göttliche Liebe und Barmherzigkeit,
die allein ins Heil führen kann.
Die Pharisäer hatten die geistliche Führung Israels übernommen, als sich die Sadduzäer mehr den politischen Geschäften zuwendeten. Neben ihrem geistlichen Amt übten sie ein Handwerk aus, lebten aber auch von Spenden der Gläubigen. Sie betrachteten sich als die Hüter des einzig rechten Glaubens, erweisen sich aber gerade darin als falsche Hirten.
Die Pharisäer stellten Bedingungen für die göttliche Liebe auf und erklärten, dass man sich die göttliche Gnade auch verscherzen und verspielen könnte. Damit errichteten sie durch zahllose Zusatz-Bestimmungen „einen Zaun um die Thora“, verbauten damit aber den Blick auf die Liebe, Gnade und Barmherzigkeit Gottes, die allein in jeder Hinsicht – auch von jedweden Bindungen – freisetzen kann und dann ganz von selbst zu ebensolcher Liebe und Barmherzigkeit anreizen würde.
Damit hatten sie weder Mose, noch Gott verstanden. Sie hatten das Entscheidende aus den Augen verloren: Barmherzigkeit und Liebe, die allein der Schlüssel zu wahrer Erkenntnis und zur rechten Deutung aller göttlichen Offenbarungen ist, durch den sich alles erschließt, was in den Schriften – ohne diese Erkenntnis der gänzlich unverlierbaren Retterliebe Christi gegen alle – gleichsam noch wie versiegelt verborgen liegt.
Denn allein die Erkenntnis von der gänzlich unverlierbaren göttlichen Barmherzigkeit und Retter-Liebe setzt vollauf und in jeder Hinsicht frei und reizt zu ebensolcher Barmherzigkeit und selbstvergessener Liebe an, die allein schon des ganzen Gesetzes Erfüllung ist.
So verwirklicht und erfüllt Christus selbst in Seiner Liebe den Anspruch des Gesetzes; denn der Zuspruch Seiner gänzlich unverlierbaren Liebe hat die Kraft, alles zum Guten hin zu verändern. Und allein aus der festen Gewissheit über die gänzlich unverlierbare, total selbstlose göttliche Liebe kann in uns überhaupt erst ebensolche selbstvergessene Liebe erwachsen. So kann allein das Wissen um die unendliche, gänzlich unverlierbare göttliche Liebe zu einer ebensolchen Liebe anreizen und damit zu einem gelingenden, vollauf erfüllenden Leben verhelfen.
Niemand muss sich Gott gnädig halten, noch kann irgend jemand sich aus eigener Kraft auch nur selbst in der Gnade halten. Umgekehrt kann sich aber auch niemand die göttliche Gnade verscherzen oder für immer verspielen! Sondern es ist immer die Gnade, die alle hält.
Die Lehre der Pharisäer jedoch, welche die unverlierbare göttliche Liebe verleugneten, vereitelte jedwede Heilserfahrung. Ihre fatale Abirrung bestand darin, dass sie das Gesetz über die Gnade stellten und zur Bedingung für die Gnade erklärten, so dass diese für das einfache Volk schier unerreichbar wurde.
Sie vertraten schließlich die Ansicht, dass jeder Sünder aus der Mitte Israels ausgerottet und wie ein Krebsgeschwür aus dem Volkskörper herausgeschnitten werden müsste, damit das Übel nicht um sich greift. So kam es bei ihnen gar schnell zum unbarmherzigen Ausschluss von solchen, die aufgrund ihrer Unzulänglichkeiten infolge des gegenwärtig noch in uns allen bestehenden inneren Zwiespalts noch nicht die von ihnen geforderte Standfestigkeit in allen von ihnen aufgestellten Belangen aufweisen konnten. Und sie verstießen viele mitunter sogar wegen absolut nichtigen Bagatellen!
Die Pharisäer sahen sich sogar berechtigt, ja, sogar dazu aufgefordert und aufgerufen, alle vermeintlich Gottlosen und Gesetzes-Übertreter zu hassen, da diese Gott hassen würden und darum auch von Gott gehasst würden. In ihrem fanatischen Eifer, das Gute durchzusetzen, handelten sie aber höchst unverständig und förderten damit mehr das Böse.
Jesus erklärte jedoch dagegen, dass Gottes Gnaden-Sonne über allen – selbst den Undankbaren und Bösen – immer wieder aufgehen würde, wie auch über alle Seine reinigenden Gewitter kommen müssten – ohne Unterschied. Denn auch durch die göttlichen Gerichte erzieht letztlich alle ohne Unterschied doch nur die göttliche Gnade.
Weil Gott aber alle als Seine Kinder unverlierbar liebt und sucht, sind auch wir dazu angehalten, alle, selbst auch alle Gottesfeinde und Widersacher, zu lieben. Schon Mose und auch Salomo hatten zur Feindesliebe aufgerufen! Und das Gesetz verbietet es, mit zweierlei Maß zu messen: So barmherzig, wie wir mit uns selbst und unseren Glaubensgenossen umgehen, sollen wir auch mit denen umgehen, die unsere Überzeugungen nicht teilen.
Jesus erklärte weiter, dass das Übel nicht dadurch eingedämmt würde, indem man sein Umfeld „säubert“. Denn nicht das sündige Umfeld ist schuld, wenn man in Sünde fällt, sondern allein das eigene Herz, das sich verleiten lässt. Wer andere für alles verantwortlich macht und zum Sündenbock abstempelt, will sich nur seine eigene Unzulänglichkeiten und groben Mängel nicht eingestehen. Denn wir können bei anderen nur das „ausgucken“ und ausfindig machen, was wir nur allzu gut kennen, weil es in Wahrheit auch in uns selbst gärt und schwelt.
Darum muss man bei seinem eigenen Herzen beginnen und dieses einer Beschneidung unterziehen, indem man sich seinem inneren Zwiespalt eingesteht und diesen zu überwinden sucht, was nur durch die Erkenntnis der unverlierbaren Liebe Christi irgendwann allmählich, nach und nach möglich wird, die uns niemals aufgibt, auch wenn wir noch nicht im mindesten in der Lage sind, unser lüsterndes, verweichlichtes, leidensscheues Fleisch in den Griff zu bekommen.
Wenn man aber üble Gedanken zulässt, geht man bald mit ihnen schwanger, so dass sie sich auswachsen, bis sich das Übel schließlich verwirklicht. Jesus erklärte unmissverständlich, das schon allein nur negative Gedanken ein unseliges Karma in Gang setzen können. Jesus nahm es also durchaus äußerst genau mit dem Gesetz – und war darin sogar penibler als die Pharisäer, da Er sich nicht durch äußeren Schein beeindrucken ließ und das ganze hoffnungslose Ausmaß des eigentlichen Übels in den Herzen der Menschen unverhohlen zur Sprache brachte, weswegen es für uns auch nur eine Chance auf Heil und Erlösung gibt: Seine gänzlich bedingungslose, unbedingte und damit absolut unverlierbare göttliche Retterliebe!
Wie wir aber auch unsere sündige Glieder nicht von uns abtrennen, weil sie bei allem doch für unseren Leib unentbehrlich sind, so sind auch die Seelen aller noch verlorenen Sünder für die Christus-Gottheit ebenso gänzlich unentbehrlich, da sie trotz allem alle Glieder des universalen Leibes Seiner göttlichen All-Seele sind. Wer aber meint, er müsse alles noch Verdorbene vom heiligen Volkskörper abschneiden, der möge – so erklärte es Christus – dann damit doch bitte an seinem eigenen Körper anfangen!
Dass die Gebote Gottes allein den Sinn hatten, eine Richtschnur und Anleitung zu einem gelingenden und erfüllten Leben in Liebe zu geben, verloren die Pharisäer allerdings gänzlich aus dem Blick.
Wer jedoch meint, das Seelenheil hinge an deren Einhaltung, dem wird das Gesetz zu einem despotischen Tyrannen und Folterknecht, der unter Furcht und Zittern, Angst und Entsetzen hält – ja, zu einem unbarmherzigen Ab-Gott, der über den wahren Gott in Seiner gänzlich bedingungslosen und unverlierbaren Liebe gestellt wird und Letzteren verleugnet. Damit dienten die Pharisäer dem Schatten, statt dem Körper, einem selbst-gezimmerten Götzenbild, aber nicht mehr dem wahren Gott.
Der Gott der Pharisäer war ein Gott der Eifersucht und des Zorns und hatte damit mehr mit dem Satan gemein, der alle Welt verklagen und verdammen will, als mit dem Vater Jesu Christi.
Entsprechend war es wenig verwunderlich, dass der Glaube der jüdischen Rechtgläubigen auf viele Heiden eher abstoßend, als einladend wirkte und der Name Gottes um ihretwillen in aller Welt verlästert wurde. Schon Pilatus urteilte, dass sie sich in ihrem goldenen Kalb in dem gehörnten Gott in der Wüste einen anderen Herrn erkoren hatten, auch wenn sie diesem den Namen ihres eigenen Gottes gegeben hatten.
So stehen nach Jesu Urteil manche Heiden trotz ihrer befremdlichen Gottesbilder in ihren Religionen dem wahren Gott oft näher, als derartige vermeintliche Rechtgläubige, für die der Höchste ein Rachegott voll Eifersucht und Zorn ist. Denn Letztere setzen ihr Vertrauen auf die göttliche Barmherzigkeit.
Wer ein Knecht des Gesetzes ist, lebt immerfort in der Angst, noch verstoßen zu werden, wenn man nicht genügt. Nur, wer sich als unverlierbar geliebtes Gottes-Kind erkennt, wird frei von jedweder bindenden und lähmenden Angst. Angst lässt niemals in Liebe aufleben! Erst die Befreiung von jedweder Angst, weil Gott uns alle als Seine Kinder unverlierbar liebt, lässt in ebensolcher Liebe aufleben und aufblühen und kann darum auch letztlich allein zu ebensolcher absolut selbstloser Liebe anreizen, die nicht mehr auch in den heroischsten Glaubenstaten hingebungsvollster Aufopferung schlussendlich in allem doch nur – in reiner Selbstbezogenheit – das eigene, persönliche Heil sucht.
Die Nicht-Beachtung ihrer Satzungen ahndeten die Pharisäer mit schweren Sanktionen und drakonischen Strafen: vom Ausschluss aus der Synagoge bis hin zur Steinigung. Die Pharisäer überwachten überall die strikte Einhaltung ihrer Bestimmungen und waren besonders rigide gegenüber ihren Schülern, die sie mit strengster Erziehung brachen, zu angsterfüllten Knechten und gepeinigten Peinigern und mitunter zu Kindern der Hölle machten.
Denn die Pharisäer konnten nur das Fürchten lehren. Furcht zeugt aber nur Kinder der Hölle, die ihrerseits nichts als Fürchten lehren können.
Damit schürten die Pharisäer als falsche Hirten nur Ängste und übten Druck aus, um die Menschen einzuschüchtern und an sich und ihre Satzungen zu binden und so alle Welt unter ihre unselige Knechtschaft zu bringen. In ihren vermeintlich geistlichen Bestrebungen ging es den Pharisäern in Wahrheit nur um Ansehen, Einfluss und Macht, während sie alle anderen Gläubigen ständig demütigten. Sie ließen nur ihre eigene Meinung gelten.
Sie waren damit aber in Wahrheit mit der gottlosen Welt verheiratet und konnten darum auch nur „Huren-Kinder“ zeugen. Denn man kann nicht mit der Welt vermählt sein und mit dem Herrn. Ihre ganze Frömmigkeit war nur aufgesetzt und geheuchelt, bloßer Schein. Inwendig waren sie Schlangengruben.
Jesus verkündigte im Gegensatz zu den Pharisäern die absolut bedingungslose und darum auch gänzlich unverlierbare Liebe Gottes, und machte sich damit alle Schriftgelehrten, die dadurch mit ihren Satzungen zunehmend ihren Einfluss auf das Volk verloren, zu erbittertsten Feinden.
Denn sie waren der Überzeugung, das Heil könne nur auf die Weise erlangt werden, wie sie es lehrten: also durch die Erfüllung ihrer Thora in all ihren Stücken – nämlich der Thora, wie sie in ihrer Neufassung unter Esra in unzähligen peniblen Einzel-Satzungen und Sonder-Bestimmungen zahllose unselige Blüten getrieben hatte, und die schon lange nicht mehr das Gesetz des Mose und die ursprüngliche Ordnung Gottes war.
Wenn aber Gottes Liebe unterschiedslos allen gelten würde, so argumentierten sie, würde sich doch keiner mehr um die Einhaltung des Gesetzes mühen! Und dann wären ja alle gesetzlosen Heiden ebenso, wie die gesetzestreuen Juden angenommen! Und wenn es allein nur auf das Inwendige ankäme, so urteilten sie doch wiederum ganz recht, dann würde sie ja garnichts mehr von den unbeschnitten gottlosen Sündern abheben und unterscheiden!
So argumentierten aber selbst sogar noch später messianische Juden, die Jesus als ihren Messias angenommen hatten, unter dem Herrenbruder und Jerusalemer Patriarch Jakobus, die meinten, sie müssten sich als Lehrer und Hirten über alle Heiden aufwerfen, die ebenfalls christus-gläubig wurden, und sie unter ihre Thora mit ihren zahllosen Satzungen und Bestimmungen zwingen.
Um Jesus zur Strecke zu bringen, waren die Pharisäer sogar bereit, mit den gottlosen Herodianern zu paktieren, wodurch sich ihre eigene Gottlosigkeit offenbarte. Ebenso waren im Beschluss, Jesus umzubringen, auch alle Differenzen mit den Sadduzäern vergessen. Schließlich wollten sie, dass Jesus von den Römern hingerichtet würde, um alle Schuld von sich auf die verhassten Heiden zu lenken, die ja auch schon für alles Leid und Übel als Sündenbock herhalten mussten. Indem sie aber alles Volk gegen Jesus aufwiegelten, hatten sie als die geistlichen Führer der Juden allerschlimmste Gerichte über Israel gebracht, wie es sich an dem späteren Schicksal Israels erwies.
Die Pharisäer lehrten, nur derjenige könne Erlösung erlangen, der sich unter den Gläubigen als einer der Ersten und Besten erweist. Viele erkannten darum das Heil nicht, das sich ihnen in Jesus gänzlich umsonst und bedingungslos darbot, da sie in ihren überkommenen beengenden Überlieferungen völlig gefangen waren.
Nur diejenigen, die in ihrem alten, bisherigen Glauben bereits gescheitert waren und an ihm ihren gänzlichen Zerbruch erlitten hatten und erkannten, dass sie das Heil unmöglich aus eigener Kraft erlangen konnten, wie darüber aber auch, was ihnen in Jesus Großes und Wunderbares angeboten wurde, die fanden schließlich die Erlösung in Seiner völlig bedingungslosen, wie auch gänzlich unverlierbaren Liebe.
Wo sich der bisherige Glaube, wie das Heil zu erlangen sei, nicht bewahrheitet hat, fordert Jesus dazu auf, ihn abzulegen. Jesus will freisetzen von allen überkommenen beengenden religiösen Bindungen und knebelnden, lähmenden Fesseln einer falschen, aufgesetzten Frömmigkeit und rein fleischlichen Religiosität, die zu nichts taugt, als über den alltäglichen Herausforderungen noch völlig unnötige zusätzliche Beschwernisse zu schaffen, statt das Leben zu erleichtern, so dass man unweigerlich am Ende in allem scheitern muss; und Er warnt uns auch vor Rückfall in die alten Denkmuster pharisäischer Gesetzlichkeit:
Wir sollen uns nicht wieder von dem binden lassen, was uns so lange gelähmt hat. Wer das Heil in Seiner bedingungslosen Liebe gefunden hat, soll sich dies von niemanden wieder ausreden lassen, da man es mit dem Glauben daran auch selbst wieder verliert. Wer das Heil an Glaubensstärke festmacht, verkennt, dass es auch den Schwächsten gilt, und kann es dann auch nicht erfahren.
Jesus erklärte, dass Gottes Liebe nicht an der Einhaltung Seiner Gebote hängt. Denn niemand ist in der Lage, das Gesetz vollends zu erfüllen, da wir alle bis zu unserem Tod aufgrund unseres inneren Zwiespalt zwischen unserem willigen Geist und unserem ach so schwachen Fleisch in Sünden gebunden bleiben! Darum kann niemanden das Gesetz retten, sondern allein die unversiegbare göttliche Gnade, die in der Selbst-Hingabe Jesu Christi freigesetzt wurde.
Das Gesetz als vermeintlicher Heilsweg kann also nur hinrichten, ins totale Scheitern und in den vollumfänglichen Zerbruch führen und auf diese Weise die eigene totale Verlorenheit vor Augen führen, um so die eigene absolute Gnadenbedürftigkeit aufzuzeigen. Wie aber alle in gleicher Weise schuldig sind, wird auch allen alles vergeben werden. Die Vergebung aber setzt freilich Sünden-Erkenntnis und Reue, Beichte und das Mühen um einen echten Kurswechsel voraus.
Durch fleischliches Bemühen aus eigener Kraft kann aber niemand das Gesetz erfüllen und das Heil erlangen. Nur der Geist der göttlichen Liebe, die uns dennoch – trotz unseres immer neuen Scheiterns und Versagens – unverlierbar gilt, kann dies aus reiner Gnade nach und nach mehr und mehr schenken.
Was Gottes Gesetz nämlich fordert, ist Gott zuerst, wie aber auch noch zuletzt selbst: nichts als unbeirrbare Liebe gegen ausnahmslos alle! Darum erfüllt Er selbst dies Sein Gesetz in Seiner unversiegbaren Liebe und Gnade! Und Seine Gnade zeigt sich gerade darin, dass sie denen gilt, die sie sich nicht verdient haben! – dass Sein Zuspruch unverrückbar feststeht über allen Anspruch, den Er darum auf unser ganzes Leben hat, weil Er es sich erkauft hat um den Preis Seines teuren heiligen Lebens und Blutes.
Die Gnade Gottes steht folglich über Seinem Gesetz und wurde dem Abraham noch vor dem Gesetz allein durch sein Vertrauen darauf zuteil. Gott hat sich also mit der Gnade, die Christus ist, vermählt, nicht mit dem Gesetz, dass nur eine Dienstmagd hin zur Gnade ist. Nicht das Gesetz macht frei, sondern allein die Gnade, die Jesus brachte. Abraham lebte allein aus reinem Kinderglauben, dem kindlich-einfältigen Vertrauen auf die Verheißungen der göttlichen Liebe, die noch alles für alle gut macht, und Er, der vertrauensselige Glaubensvater aller, folgte allein Ihrem Ruf in ein neues, gesegnetes und vollauf erfülltes Leben.
Abraham wusste noch nichts von Mose, noch von irgendeinem Gesetz. Wahre Kinder Abrahams kennzeichnet darum nichts als solch rückhaltsloses Vertrauen in die göttliche Gnade. So ist Abraham der Vater aller Vertrauensseligen aus allen Nationen und Religionen, die ein ebensolcher einfältiger, einfacher Kinderglaube auszeichnet, der noch nichts von irgendeinem bestimmten Namen, Bild oder Bekenntnis weiß.
Wer aber meint, er müsse und könne sich auch die Gnade selbst verdienen, verkennt völlig die wahren Gegebenheiten! Außerdem wäre eine Gnade, die man sich erst verdienen muss, keine Gnade mehr! Sie muss vielmehr völlig frei und bedingungslos geschenkt sein! – gänzlich umsonst! Gnade kann und muss darum auch nicht verdient werden. Sie kann nur dankbar empfangen werden, so, wie man sich bei seiner Taufe ganz vertrauensselig in die starken Retter-Hände Jesu gibt, die einen ganz bestimmt nicht mehr loslassen werden!
Gnade stellt keine Vor- oder Nach-Bedingungen. Es ist also nicht so, dass wir uns Gott gnädig halten oder uns aus unserer eigenen dürftigen Kraft, die uns immer wieder ach so schnell verlässt, in Seiner Gnade halten müssten; sondern es ist vielmehr Seine unerfindliche Gnade, die uns ewig und unverlierbar hält. Gott ist gnädig aus sich selbst heraus, weil dies Sein Wesen ist!
Wer aber meint, sich ihrer beständig verdient machen zu müssen, hat sie bereits wieder verloren und kommt unter einen unsäglichen Druck, unter Ängste und Zwänge, unter denen wahre, selbstlose Liebe niemals aufleben kann. Es kommt zu völliger Selbst-Verkennung, selbstherrlicher Selbstgerechtigkeit und Überheblichkeit, Hochmut und Stolz, zur Verachtung und unbarmherzigen Behandlung der Schwächeren, die dann auch allzuschnell Ausschluss und Ächtung erfahren, wenn sie nicht so viel Selbstdisziplin aufbringen können, wie man vielleicht selbst.
Wer seine eigene Gerechtigkeit aufzurichten sucht, handelt aber in all seinen frommen Bemühungen letztlich in reiner Selbstbezogenheit und damit fleischlich. Es geht letztlich immer nur um das eigene Heil, wie hehr und selbstlos eine Glaubens-Tat auch immer erscheinen mag!
So bringt der Stolz und Hochmut, sich selbst erlösen zu können, um die wahre Erlösung, die nur in der gänzlich bedingungslosen göttlichen Liebe zu finden ist.
Aber auch die tadelloseste Frömmigkeit taugt nichts, wenn sie nicht um die unverlierbare göttliche Liebe weiß, da allein daraus wirklich selbstlose Liebe erwachsen kann, zu der uns die gänzlich unverlierbare göttliche Agape anreizen will. So ist auch das heiligste Leben ohne Jesus und Seine Liebe, die allein Er schenken kann, völlig sinnlos.
Darum ist das Vertrauen auf die göttliche Retterliebe, die sich noch aller mit Bestimmtheit annehmen wird, das einzige wahre Unterscheidungskriterium zwischen rein aufgesetzter, selbstbezogener, frömmelnder Religiosität und wahrer, von jeder angsterfüllten Selbstbezogenheit befreiter, echter Spiritualität – ungeachtet des Gottes-Namens, -Bildes und Bekenntnisses und ungeachtet der Religion. Denn rein fleischliche Religiosität, wie auch wahre geistliche Spiritualität findet sich in allen Religionen.
Alle Selbst-Gerechten verwerfen die Gnade, weil sie in ihrem Hochmut und Stolz meinen, diese nicht nötig zu haben. Sie belügen und betrügen sich selbst und lassen sich über ihre wahre Befindlichkeit, dass sie ohne die göttliche Liebe gänzlich verloren sind, nicht ernüchtern. Sie verweigern sich dem Arzt, weil sie sich nicht eingestehen wollen, wie unheilbar krank sie doch sind.
Indem sie ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten suchen, verachten sie die Gerechtigkeit, die allein Gottes Barmherzigkeit schenken kann. Und da sie sich selbst für gerecht vor dem Gesetz halten, werden solche Eiferer für das Gesetz engherzig, herzlos und unbarmherzig gegenüber allen Unvermögenden. Aber gerade darin verfehlen sie das Gesetz, das nichts als Barmherzigkeit und Liebe gegen alle will.
Was aber kann über alle, welche die Gnade verachten, anderes kommen, als Gerichte, um sie noch zur Besinnung zu bringen?! Müssen solche nicht erst den völligen Zerbruch an sich selbst erfahren, damit sie erkennen, wie schauderhaft es in Wirklichkeit um sie bestellt ist und wie verloren sie doch in Wahrheit sind? So werden gar manche vermeintlich „Erste“ als Aller-Letzte ins Himmelreich eingehen!
Solange die göttlichen Gebote nur als Anforderung begriffen werden, kann ihnen niemand gerecht werden. Denn keiner ist zu absoluter selbstloser Liebeshingabe fähig, wie sie das göttliche Gesetz verlangt. Darum enthüllte uns Christus in Seiner Lebenshingabe die göttliche Liebe in einer Eindringlichkeit, die, wo sie erst einmal erkannt wurde, nicht ungerührt und unverändert lassen kann.
Dort drängt sie dann ganz von selbst zu ebensolcher Liebe und Barmherzigkeit. Dies vermochte der Alte Bund noch nicht zu leisten, da hier die unendliche göttliche Liebe Christi noch nicht in letzter Tiefe erkannt werden konnte, die allein ins verheißene Land der Ruhe bringen und absoluten majestätischen Seelenfrieden, den wahren Sabbat Gottes, schenken kann. Erst die Enthüllung der gänzlich unverlierbaren Christusliebe konnte unsere Herzen wandeln und uns zu ebensolcher Liebe anreizen.
Allein die gänzlich unverlierbare Liebe Jesu Christi lässt uns ganz automatisch wachsen und reifen, wie Trauben am Weinstock – und zwar ganz von selbst. Wer sein ganzes Vertrauen auf diese unverlierbare Liebe setzt und aus ihr lebt, bringt unweigerlich irgendwann auch Frucht. Wer aber noch meint, sich die göttliche Gnade durch eigene Kraft und Gewaltakte verdienen oder sichern zu müssen, lebt noch nicht wirklich aus ihr und bleibt auf sich selbst zurück-geworfen und in unseliger, angst-erfüllter, nur rein aufgesetzt religiöser Selbstbezogenheit gebunden und gefangen. Darum ermahnt Jesus eindringlich, Seine unverlierbare Liebe nicht anzuzweifeln.
Wer die grenzenlose Liebe Christi aus den Augen verliert, verliert damit alles. Er kann keine wahren Früchte der Liebe bringen, die nur aus der Liebe Christi erwachsen können, und muss darum verdorren und wird vom Weinstock abfallen und kann nur im Feuer enden.
Darum ernüchtert Jesus ganz deutlich über die Konsequenzen, wenn man nicht wirklich restlos auf Seine wahrhaft allen gänzlich unverlierbare Retterliebe vertraut! Es ist wirklich heilsentscheidend – entscheidend nämlich für die gegenwärtige Heils-Erfahrung, fest an die unverlierbare Retterliebe Jesu Christi gegenüber allen zu glauben! Nur ein so gearteter Glaube führt zu einer entsprechenden Wahrnehmung und dann auch zu derselben glückseligen Erfahrung!
Aber auch all jene, die abfallen und im Feuer enden, wird der Weinstock über Seine Wurzeln wieder aufnehmen und erneut in einer neueren Reinkarnation unter Geburtswehen auszutragen suchen.
Darum ist eigentlich nur die Furcht zu fürchten; denn wer sich fürchtet und darum auch nur Furcht verbreitet, hat noch nichts von der grenzenlosen Christusliebe erkannt.
Alles, was der Mensch tun kann, ist rufen: „Rette mich, Herr, so werde ich gerettet! Heile Du mich, Herr, so werde ich heil!“ Und wer so zum Herrn ruft, wird auch seine Erlösung ganz gewiss erfahren. Je mehr aber ein Mensch versucht, sich selbst aus eigener Kraft und durch eigene Anstrengung und Bemühungen zu retten, umso mehr verfehlt er das Ziel. Alle, auch alle, die meinen, sich zu Christus bekehrt zu haben, sind aufgrund ihres Unvermögens infolge ihres inneren Zwiespalts zwischen ihrem willigen Geist und ihrem allzu schwachen Fleisch heillos verloren, wenn sie nicht die gänzlich bedingungslose göttliche Liebe ergreifen, die sie allein auf Dauer ins wahre Heil führen kann. Begnadigt werden, die ihre absolute Gnaden-Bedürftigkeit endlich erkennen.
Nur, wer seine eigene Gnadenbedürftigkeit erkennt, und darum ebenso nachsichtig und gnädig mit allen anderen umgeht, kann und wird auch – trotz all seiner noch gegebenen Unzulänglichkeiten – Gnade erfahren.
Gott erfreuen nur die, die ihre Verlorenheit erkennen, die Beichte ablegen und sich bemühen, sich durch Christus auf bessere Wege leiten zu lassen. Wer aber meint, dies nicht nötig zu haben, wird das Heil nicht finden, selbst wenn er manch anderen, Schwächeren rein oberflächlich so manches voraus zu haben scheinen mag. So werden manche elende Sünder vor vermeintlich Gerechten ins Himmelreich eingehen.
Dies zeigt sich schon überdeutlich am Schächer am Kreuz, der nach einem vertanen Leben voller Verbrechen noch Gnade fand, als ihm im Angesicht der Liebe Christi seine totale Verlorenheit und Verworfenheit bewusst wurde und er Christus um Vergebung bat. Damit wurde er ein Hoffnungszeichen für alle. Ihm wurde das Heil geschenkt: gänzlich umsonst! Und obwohl er den Letzten angehörte, durfte er noch einer der Ersten werden. Ebenso erschien der auferstandene Christus vielen Juden, die später noch Reue zeigten, und sicherte ihnen Seine Vergebung zu.
Das Gesetz hat also den Sinn, alles Fleisch in seiner Fleischlichkeit zunichte zu machen, weil auch alles fleischliche Mühen um Gerechtigkeit aus eigener Kraft unweigerlich in den totalen Bankrott und Zerbruch völligen Scheiterns enden muss, und so alle selbstbezogene Fleischlichkeit in uns gänzlich abzutöten, auf dass alle Seelen – ihrer völligen Unzulänglichkeit überführt – endlich empfänglich würden für die göttliche Gnade, die allein die Kraft hat, alles zum Guten zu wenden und zu wandeln.
Dies ist bei der Deutung aller Gesetzes- und Gerichts-Worte in der Bibel zu beachten: Sie richten sich ans Fleisch, um das Fleisch in seiner Fleischlichkeit ins Scheitern zu zwingen und in den totalen Zerbruch zu führen, dass über der darüber geschenkten Erleuchtung über die dennoch gänzlich unverlierbare göttliche Liebe und Gnade dann endlich der Geist aufleben kann.
Denn das Gesetz tötet, die Gnade aber erweckt darüber zum wahren Leben. So wird offenbar, dass alles Fleisch nichts, der Geist aber alles ist. Darum sind alle fleischlichen Bestrebungen völlig sinnlos und zu nichts nützlich. Dies verkündigten auch Mose und Elia bei der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor als Vertreter des Gesetzes und der Gnade.
Und darum müssen auch alle fleischlichen Worte der Heiligen Schrift, von Gesetz und Gericht, die sich an das Fleisch richten, recht eingeordnet werden, um von der Gnade her und zur Gnade hin ihre rechte Deutung zu erfahren: Das Gesetz mit seinen Gerichtsandrohungen hat allein nur den Sinn, alle noch fleischlich Gesinnten, die von Gott noch ebenso fleischlich denken, Er wäre, ganz wie sie, ein Gott voll Eifersucht und Zorn, an ihrer eigenen Fleischlichkeit, mit der sie sich in völliger Verkennung ihrer totalen Verlorenheit das Heil aus eigener Kraft verdienen oder sichern wollen, in den totalen Zerbruch zu führen, um in ihnen den Sinn zu erwecken für die unendliche göttliche Liebe und Gnade und Barmherzigkeit, die ihnen auch dann noch und immer und ewig gänzlich unverlierbar gilt.
Dann erkennen sie den Sinn aller fleischlichen Worte in den Heiligen Schriften, die sich an das Fleisch richten, um dieses zugrunde zu richten, auf dass der Geist aufleben kann.
Und aus diesem Geist der gänzlich unverlierbaren Retterliebe Jesu Christ gegen alle erfahren dann auch alle fleischlichen Worte von Gesetz und Gericht ihre rechte Deutung nach Christi Sinn. Alles Gesetz mit all Seinem Gericht ist doch nur ein Zuchtmeister auf Christus und Seine Gnade hin!
Und wer ein rechter Verwalter der göttlichen Geheimnisse und wunderbaren Mysterien ist, weiß dann auch, wem er wann was zu künden hat: Gesetz oder Gnade – noch den göttlichen Anspruch, oder schon den göttlichen Zuspruch.
Vergleiche: