Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
VIII Aufschlüsse
2. Erörterungen
Pontius Pilatus:
Statthalter Roms in Israel zur Zeit Jesu.
Pilatus wurde durch Christi unerschrockenes Auftreten,
sowie an den eindringlichen Naturereignissen
bei Seinem Tod und Seiner Auferstehung,
welche ihm sein Wachtrupp beteuert hatte,
bewusst,dass er tatsächlich den Sohn Gottes hatte hinrichten lassen.
Da er dazu vom aufgebrachten Volk Israel genötigt worden war,
entbrannte er in Hass gegen die Juden.
Als er dafür Rechenschaft ablegen musste,
kostete ihn sein Bekenntnis zu Jesus
sein Leben.
Als Archelaus abgesetzt wurde, da er die Volksaufstände wegen der Volkszählung nicht unterdrücken konnte, wurde Pilatus Statthalter über Judäa und Samaria.
Pilatus sah in Jesus keine Gefahr, da dieser zur Feindesliebe und zu duldsamer Ergebenheit gegenüber der römischen Obrigkeit aufrief. Der Präfekt hatte nämlich zu den beiden Rats-Herren Nikodemus und Joseph von Arimathia ein vertrauteres Verhältnis und hatte von ihnen auch schon häufiger einiges über Jesus berichtet bekommen, ehe dieser ihm von der geistlichen Obrigkeit Israels als ein angeblicher Volks-Aufwiegler vorgeführt wurde.
Pilatus sah in Jesus einen Sohn der Götter, gleich dem Asklepios mit dem Äskylap-Stab, um den sich eine Schlange wand, der, wie Jesus, als ein Wundertäter auftrat und für die Erweckung eines Toten selbst ins Totenreich fahren musste – so dass dieser auch tatsächlich in mancher Hinsicht ein prophetisches Sinnbild auf Christus ist, der als der Frauen-Same die satanische Schlange, die alle Welt verklagt, mit sich ans Holz gebracht hat.
Claudia Procula, die Frau des Pilatus, die den jüdischen Glauben angenommen hatte, warnte ihren Mann schließlich, Jesus hinrichten zu lassen – wegen eines Unheil-verheißenden Traumes, den sie hatte.
Als Pilatus Jesus persönlich kennenlernte, spürte er schließlich auch bald, dass ihm hier in diesem Menschensohn weit mehr als ein Mensch, sondern etwas wahrhaft Göttliches gegenübertrat.
Pilatus versuchte, sich um eine Verurteilung Jesu zu drücken, indem er Ihn an Herodes Antipas überstellen ließ. Dieser schickte Jesus jedoch wieder zu Pilatus zurück.
Schließlich hoffte Pilatus, Jesus frei zu bekommen, indem er das Volk über die Freilassung eines Gefangenen entscheiden ließ. Doch damit erreichte Pilatus genau das Gegenteil, da die Geistlichen Israels es verstanden, das Volk gegen Jesus aufzuhetzen und sich auch Stimmen zu erkaufen. So forderte das ganze Volk nicht nur die Freilassung des aufständischen Barabbas, sondern wollte sich auch nicht damit zufrieden geben, dass Jesus nur eingekerkert oder gegeißelt würde, sondern verlangten, dass Er unbedingt gekreuzigt würde.
Aber diese plötzliche Wendung der Einstellung des ganzen Volkes gegenüber Jesus war nicht nur für Pilatus, sondern auch für Jesu Jünger in höchsten Maße unverständlich und bestürzend.
Pilatus sah sich schließlich gezwungen, dem in Raserei verfallenden Volk nachzugeben, da es andernfalls einen Aufstand und ein unbeschreibliches Blutbad gegeben hätte. Ja, der Statthalter musste sogar fürchten, der aufgebrachten Meute nicht standhalten zu können. So überführte Jesus ihn mit den Worten, dass er, der sich für den Herrscher hielt, in Wahrheit ein erbärmlicher Sklave seiner Angst war.
Jesus aber hatte darum auch Mitleid mit Pilatus und verhieß auch ihm Sein Heil, was den Pontius später aber seine schwere Schuld nur noch weit tiefer empfinden ließ. Ebenso erklärte Jesus dem Pilatus, dass Er sich bereitwillig für Sein Volk, sowie für alle Welt opfern wolle, um dadurch aller Welt, wie am Ende auch noch Seinem eigenen Volk Erlösung zu bringen, auch wenn Israel mit seiner Untat zunächst Gericht über sich selbst bringen musste, wie es sich am Schicksal Israels schließlich auch erwies. Und Er kündigte dem Pilatus ebenso auch schon an, dass Er am dritten Tag jedoch von den Toten wieder auferstehen würde.
Die Geistlichen nötigten Pilatus schließlich, indem sie erklärten, dass Jesus mit Seinem Anspruch, der Messias zu sein, sich auch über Rom und den Kaiser stellte, da dem Christus Gottes die Weltherrschaft zustand.
Pilatus wurde später, nach der Hinrichtung Christi und den darauf folgenden Ereignissen, sowie aufgrund des Traumes seiner Frau, der Unheil für ganz Israel verhieß, bald bewusst, dass dies auch für ihn selbst das Ende seiner Karriere bedeuten musste, da ihm schließlich Palästina als Provinz unterstellt war. Als Pilatus überdies erkennen musste, wie sich der Glaube an Christus in zunehmenden Maße über das ganze Römische Imperium auszubreiten begann, wurde ihm mit der Zeit auch immer klarer, dass er darüber hinaus auch noch als der Henker Christi in die ewigen Analen der Geschichte eingehen würde.
Ebenso ahnte er, dass er sich irgendwann auch noch vor Rom dafür rechtfertigen musste, warum er Jesus hatte hinrichten lassen, wenn dieser unschuldig war, oder aber, warum er die neue Glaubensbewegung, die aus dessen Märtyrertod erwuchs, nicht ebenso bekämpfte, was ihm aber sein Gewissen nunmehr verbat.
Weil die Juden ihn dazu genötigt hatten, Jesus hinrichten zu lassen, entbrannte er in immer unbändigeren Hass gegen das jüdische Volk und unterdrückte es fortan in einer zunehmend brutaleren Gewaltherrschaft.
Denn wenngleich er sich seines eigenen Versagens und seiner persönlichen Schuld durchaus bewusst war, neigte er doch dazu, die Haupt-Last seiner Schuld lieber den Juden zuzuschieben und diese allein als den Sündenbock für alles verantwortlich zu machen. Denn schließlich, so sagte er sich, hatte er der völlig aufgelösten blutgierigen Meute nachgeben müssen, da es andernfalls zu einem allgemeinen Aufstand gekommen wäre, der zwangsläufig zu einem beispiellosen Blutbad geführt hätte.
Pilatus sah sich zu dieser Sicht der Dinge berechtigt, da Jesus selbst ihm schließlich erklärt hatte, dass die Schuld der Juden an seinem Tod ungleich höher wäre, als seine eigene. Aber schließlich musste sich auch Pilatus von den Hohen Geistlichen sagen lassen, dass es ihm als dem eigentlichen Regenten doch völlig frei stand, ob er Jesus verurteilen oder freilassen wollte.
Trotzdem machte Pilatus für alles, was geschehen war, allein die Juden verantwortlich und trat gegen sie seinen persönlichen Rache-Feldzug an. Es verurteile massenweise Juden ohne eine Gerichtsverhandlung, provozierte bewusst einen Aufstand, indem er Bildnisse des Kaisers in Jerusalem aufrichten ließ, nachdem die Juden erklärt hatten, keinen anderen als diesen über sich haben zu wollen, und ließ die zwangsläufige Empörung unter den Juden in einer beispiellosen Niedermetzelung enden.
Er vergriff sich an dem Tempelschatz für die Fertigstellung eines Aquädukts, das er überdies vor seinem Endziel im Tempel durch sein eigenes Areal laufen ließ, so dass das Wasser nach jüdischem Verständnis dadurch verunreinigt worden war, weil es über heidnischen Boden ins Heiligtum geleitet wurde.
Dass Pilatus sich in dieser Weise an dem Volk Gottes vergriff, führte ihn schließlich auch selbst in den Untergang. Denn in der Weise, wie er sich berechtigt sah, das jüdische Volk zu richten, brachte er damit auch über sich selbst Gericht. Da er nicht bereit war, zu vergeben, konnte er auch selbst noch nicht wahre Vergebung erlangen. Und da er nicht bereit war, Barmherzigkeit zu üben, durfte er auch keine Barmherzigkeit für sich selbst erwarten.
Schließlich blieb Israel dennoch Gottes geliebtes und gesuchtes Volk, wie es sich auch an dem künftigen Schicksal Israels noch erweisen wird, auch wenn es seinerzeit seinen Herrn abgelehnt hatte. Und wer es antastet, tastet Gottes Augapfel an.
Nach Jesu Kreuzigung baten die Hohenpriester den Statthalter, Sein Grab bewachen zu lassen, damit Sein Leichnam nicht von Seinen Jüngern heimlich entwendet werden könnte, da Jesus erklärt hatte, Er würde am dritten Tage auferstehen. Denn sie fürchteten, solche Gerüchte könnten noch einen Aufstand des ganzen jüdischen Volkes auslösen.
Später aber machte eben diese Bewachung des Grabes durch die Römer die Auferstehung Christi umso glaubwürdiger, da auf eine Vernachlässigung ihrer Pflichten die Todesstrafe stand. Aus diesem Grund bewilligte Pilatus auch das Gesuch des Hohen Rates, das Grab Jesu bewachsen zu lassen, da er auch für sich selbst erfahren wollte, ob nun wirklich etwas geschah. Außerdem hatten auch viele Juden das Grab aufgesucht und entsprechend vorgefunden.
Nachdem Pilatus auf die Bitte der Geistlichen Israels das Grab Jesu bewachen ließ, stand es für ihn außer Frage, dass dieser tatsächlich von den Toten auferstanden war, als ihm dies seine Soldaten berichteten.
Dennoch gebot er ihnen, darüber Stillschweigen zu bewahren, welches sich die Obersten Israels erkaufen wollten. Denn er wollte nicht, dass es bis nach Rom vordringen sollte, dass er einen Unschuldigen hatte hinrichten lassen, der sich am Ende sogar als ein Sohn der Götter erwiesen hatte. Zudem hätte die Kunde von Christi Auferstehung auch große Unruhen in Israel auslösen können, wenn diese in Ihm nun doch noch ihren Messias erkannt hätten.
Obwohl die Geistlichen Israels genau wussten, dass Jesus am Kreuz gestorben war, da sie darauf bestanden hatten, dass vor Seiner Abnahme Sein Herz mit einer Lanze durchbohrt werden sollte, und sie sich schließlich auch davon überzeugt hatten, dass Jesus in der Gruft bestattet war, die sie daraufhin versiegelten und bewachen ließen, brachten sie aber auch noch einige Gerüchte in Umlauf – wie etwa, Jesu Leichnam sei von den Jüngern heimlich entwendet worden und Sein Jünger Judas Thomas, der seinem Meister wie ein Zwilling glich, hätte sich später als der auferstandene Christus ausgegeben, oder auch dies, dass sich anstelle von Jesus in Wahrheit dies Sein „Double“, Judas Thomas, am Kreuz für Ihn geopfert hätte, Jesus sich aber nach Indien abgesetzt haben sollte.
So verbreitete sich die Kunde von der Auferstehung schneller unter den Heiden, als unter den Juden. Schließlich waren viele Augenzeugen des Auferstandenen auch bereit, für ihr Zeugnis in den Tod zu gehen.
Für die Wahrhaftigkeit der Auferstehung Christi spricht auch, dass Jesus zuerst den Frauen erschienen ist. Denn hätte man alles ersonnen, so hätte man sich glaubhaftere Zeugen ausgesucht, da das Zeugnis von Frauen damals kaum etwas galt. Entsprechend glaubten die Jünger den Frauen zuerst auch nicht und schrieben alles deren Einbildungskraft zu.
Man hielt ihre Aussagen für widersprüchlich: War nur ein Engel im Grab, oder waren es zwei? Warum durfte Maria Magdalena den Herrn nicht berühren, die anderen Frauen aber doch? War alles nur eine Wunschvorstellung, da Magdalena Jesus in einem Gärtner wiederzuerkennen glaubte, die Emmaus-Jünger aber in einem Pilger?
Aber auch selbst die Frauen zweifelten zuerst nach an der Auferstehung, als sie Jesu Grab leer vorfanden, und suchten nach anderen Erklärungen: Hatte man Jesu Leichnam entwendet, um seinen Diebstahl zu vereiteln? Ließ man die Leichentücher liegen, um den Jüngern weiszumachen, Er wäre auferstanden, um sie, wenn sie dies dann verkündet hätten, auch noch ergreifen zu können? Wollte man den Leichnam Jesu noch einer öffentlichen Schändung preisgeben?
Jesus zeigte sich vielen zuerst nicht in Seiner vertrauten Gestalt, um sie erst allmählich auf sich vorzubereiten. Seine unvermittelte Erscheinung hätte manche vielleicht zu Tode erschreckt. Schließlich überzeugte Er sie dann aber doch noch, dass Er tatsächlich leibhaftig auferstanden war, indem Er vor ihnen aß und trank und sich auch berühren ließ. Ebenso erschien Er nach und nach einer immer größeren Anzahl von Anhängern.
Als Pilatus sich wegen der zunehmenden, von ihm selbst verursachten Unruhen in seiner Provinz verantworten musste und er bei dieser Gelegenheit auch über die neue Christen-Bewegung Auskunft erteilen sollte, meinte er jedoch, er müsse sich hauptsächlich dafür verantworten, warum er Jesus hatte hinrichten lassen, wenn von Ihm und Seiner Bewegung keine Gefahr für Rom ausging.
Pilatus wendete sich direkt an den Kaiser Tiberius und erklärte, dass Jesus gerade wegen seiner Römer-Freundlichkeit von seinem Volk verworfen worden war, weil Israel, das sich als das einzig erwählte Volk verstand, keine Fremdherrschaft über sich dulden wollte, zumal alle Heiden in den Augen der selbstherrlichen Juden gottlos wären. Entsprechend würde diese Nation, die Pilatus schon genötigt hätte, Jesus zu opfern, um einen Aufstand zu verhindern, immer aufsässiger und schwerer regierbar.
Schließlich erklärte Pilatus, dass er Jesus – wie auch seine Soldaten – tatsächlich für den höchsten Sohn der Götter hielt, der von ihnen gesandt und von ihnen auch wieder aufgenommen worden wäre, da alles dafür sprach, dass Er wahrhaftig von den Toten auferstanden und in die Himmel aufgefahren war.
Wegen Seiner Liebe zu aller Welt hätte Jesus auch die höchste Regentschaft über alle verdient. Seine Anerkennung würde Rom auch keineswegs schwächen, sondern stärken, da Er zur Ergebenheit gegen die Obrigkeit aufgerufen hatte.
Diese Stellungnahme des Pilatus veranlasste Kaiser Tiberius, im Senat eine Petition einzureichen, dass die neue Christen-Religion allgemein anerkannt würde. Da der Senat befand, dass für eine derartige Entscheidung noch zu wenig Kenntnisse vorlägen, erließ der Kaiser ein Edikt, dass diese neue Bewegung bis auf weiteres zu dulden sei und nicht verfolgt werden dürfe.
Dann aber musste Pilatus sich vor Rom verantworten, weil er eine Messias-Bewegung der Samariter brutal hatte niederschlagen lassen, um sie schon im Keim zu ersticken. Hier musste er sich dann aber vor dem neuen Kaiser Caligula für sein Christus-Zeugnis verantworten, da der neue Cäsar, der sich in seinem Größenwahn als einzigen Gott verehren ließ, im Bekenntnis des Pilatus Hochverrat sah.
Pilatus wurde schließlich verbannt und seine Gebiete dem Herodes Agrippa, einem Bruder der Herodias, unterstellt. Überdies wurde von Pilatus gefordert, dass er sich im Exil zum Wohl seiner Verwandten sein Leben nehmen müsse.
Innerhalb des Christentums wurde Pilatus unterschiedlichst bewertet – vom Gottes-Mörder bis hin zum Märtyrer. Denn einerseits hatte er Jesus zum Tode verurteilt, andererseits aber – selbst schon im Zuge des Prozesses – mehrfach für Jesus Partei ergriffen und nach seinem Herzen rechtes Zeugnis von Ihm abgelegt. Auch seine Frau, Claudia Procula, wurde schließlich christus-gläubig. Zuletzt bekannte er sich sogar vor dem Kaiser zu Jesus, was ihn am Ende schließlich sein Leben gekostet hatte.
Ebenso wurde sein Selbstmord unterschiedlich bewertet: Tat er dies, um seine Familie zu schonen, oder aber, weil er letztlich in allem gescheitert war. Immerhin flehte er beim Herrn um Vergebung für seine Sünden. Und auch, wenn über ihn zunächst Gericht kommen musste, wie er selbst über die Juden Gericht brachte, wird er am Ende doch noch Vergebung erlangen und angenommen werden – wie alle. Denn im tiefsten unterscheidet uns alle zunächst auch nichts von Pilatus!
→ weiter zu »«