Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)

Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi

VIII Aufschlüsse

2. Erörterungen

Willensfreiheit und Vorherbestimmung:

Alle sind bestimmt zum Heil!
Denn Christus ist »Gott an sich«, »deus ipse«!

Über unserer Willensfreiheit,
deren autarker Gebrauch uns allen zunächst Verderben brachte,
bleibt doch der über allem erhabene freie Christus-Wille bestehen,
noch alle Welt zu erlösen –
alles, was in den Himmeln wie auf Erden ist.

Zarathustra lehrte, der Mensch müsse sich zwischen Gut und Böse entscheiden. Jesus Sirach erklärt: Der Mensch hat die freie Wahl zwischen Leben und Tod. Auch Jesus rief zu einer klaren Entscheidung ohne faule Kompromisse auf. Er rief auf zur Wahl zwischen dem breiten Weg ins Verderben und dem schmalen Weg ins Heil und stellte wohl heraus, dass der Mensch die freie Wahl hat und für seine Entscheidungen Verantwortung tragen muss.

Dabei wäre der ein Narr und großer Tor, der Unvergängliches für Vergängliches aufgibt; denn wer sich an Vergängliches hängt, muss unweigerlich irgendwann dessen schmerzlichen Verlust erleiden. Dabei ist das, was man aufgeben muss, nichts im Vergleich zu dem, was man dadurch gewinnt! Wahren, wirklich erfüllenden Reichtum, der überdies niemals vergeht, kann allein Christus schenken, nicht der schnöde, geist- und seelen-lose, leb-lose Mammon!

Nun verhält es sich aber leider so, dass alle zunächst aus Zweifel und Argwohn gegenüber der göttlichen Güte – wie schon einst Adam – die falsche Wahl treffen und alle zunächst in ihr Verderben laufen. Aus eigener fleischlicher Kraft kann auch niemand ins Leben kommen, so wenig, wie sich geistlich Tote selbst erwecken können. Deshalb können wir bei aller vermeintlichen Willensfreiheit doch erst dann die rechte Wahl treffen, wenn uns die Gnade dafür empfänglich gemacht hat. Niemand kann zu Christus finden, wenn er denn nicht vom der göttlichen Liebe überwunden und vom Vater aus unerfindlicher Gnade zu Seinem Heiland und Erlöser gezogen worden ist.

Dies ist freilich eine vernichtende Feststellung für alle Frommen, die sich auf ihre eigene Frömmigkeit etwas einbilden, und sorgt bei allen selbstgerechten Religiösen für heftigen Widerspruch, die solch ein Urteil freilich absolut nicht vertragen können! Denn damit wird ja schließlich erklärt, dass sie sich im Grunde ihres Herzens in nichts unterscheiden von den verlorensten Gottlosen.

Im Angesicht der wirklich ausnahmslos allen unverlierbar geltenden göttlichen Liebe zeigt sich allerdings in gänzlich vernichtender Weise, wie lieblos wir doch alle sind – in unseren mitunter auch fromm verbrämten Rache- und Vergeltungsgedanken doch allesamt Kinder des Zornes und von der teuflischen Gesinnung des Verklägers, die keinerlei Gnade und Barmherzigkeit kennt und schnell beim Ausschluss und beim Verteufeln aller ist, die wir als Sündenbock an unserer statt in die Wüste schicken wollen! Und keiner würde das Heil je erlangen ohne die unerfindliche göttliche Gnade! Eigentlich wären wir alle Kandidaten für die Hölle!

Unsere Entscheidung für Jesus ist also keineswegs unsere Eigenleistung, sondern Resultat der an uns bereits wirksamen Gnade. Wenn jemand zum Glauben an Christus kommt, so dass er sich Ihm garnicht mehr entziehen kann, da ist dies bereits durch die göttliche Gnade bewirkt worden, die eine Seele über immer neue leidvolle Geburtswehen in zahllosen Reinkarnationen mit immer neuem schrecklichen Zerbruch endlich an diesen Punkt gebracht hat. Wer aber über Seine Liebe erleuchtet wird, kann sich Ihm garnicht mehr entziehen; wer sich Ihm aber noch entzieht und nicht von Seiner Liebe überwältigt worden ist, hat Ihn weder gesehen, noch je wirklich erkannt. Wer es aber begriffen hat, wird auch unweigerlich davon vollends ergriffen.

Also nicht wir haben Jesus erwählt, sondern vielmehr hat Er uns erwählt, als wir noch Feinde waren. Und diese Erwählung steht darum auch sicher fest, wie Seine Retterliebe gegen uns und alle auch unabhängig davon ist, ob wir sie schon erwidern, da Christus sich selbst und Seiner Retter-Gesinnung treu bleibt, auch wenn Ihm alle untreu werden.

Diese gegenwärtige Welt mit ihren Prüfungen hat also nicht den Sinn, dass wir unsere Gerechtigkeit beweisen und uns das ewige Seelenheil verdienen müssten, sondern vielmehr, dass wir von Gott, der uns durch Sein Karma erzieht, überhaupt erst recht gemacht werden, um das Heil erlangen zu können. Diese Welt hat nicht den Sinn, dass wir uns Gott beweisen müssten, sondern vielmehr, dass Er sich uns beweist. Denn dieses ganze gegenwärtige Äon, das zunächst alles in Frage stellt, was Gott ausmacht und was „deus ipse“, „Gott an sich“, ist, dient letztlich allein der glorreichen Selbst-Bewahrheitung Gottes, der sich noch in allem verherrlichen wird.

Gott erweist Seine unendliche Erhabenheit über alles darin, dass Er Seinen Heilswillen trotz unseres freien Willens am Ende doch noch durchsetzt und verwirklicht. Denn wenn Ihm dies nicht bei allen möglich wäre, hätte Er die Welt, so wie sie ist, erst überhaupt nicht erschaffen!

Es wäre unsinnig, wenn die Allmacht etwas erschaffen hätte, was nach Ihrer Vorkenntnis aller Dinge nicht auch zu retten wäre! Sie hätte bestimmt nichts begonnen, was Sie nicht auch zu vollenden verstünde!

Andernfalls würde sich hinter dem Heiland-Gott, Jesus Christus, dem „deus revelatus“, dem „offenbaren Gott“, der alle zu erretten gewillt ist, ja ein furchtbares Ungetüm verbergen, ein „deus absconditus“, ein erschreckend düsterer „verborgener Gott“ der in Wirklichkeit das Gros Seiner Geschöpfe allein nur darum in Existenz gerufen und erschaffen hätte, um an ihnen in Seiner zerschmetternden Heiligkeit zu Seiner eigenen Genugtuung Seinen Zorn ausleben zu können und sich an deren ewigen Höllenqualen ergehen zu können! – eine Ungeheuerlichkeit, wie sie tatsächlich von keinem Geringeren als Martin Luther gelehrt wurde!

Da Christus aber die Offenbarung des an sich – ohne Christus – mitunter verborgen bleibenden, unverständlich waltenden Gottes ist, also „deus ipse“, „Gott an sich“, der sich in Zeit und Geschichte uns nur oft aufgrund unseres fehlenden Durchblicks und Weitblicks gegenwärtig noch verbirgt, da wir das gute Ende von allem noch nicht absehen können, wird Er sich auch all derer noch erbarmen, die gegenwärtig hoffnungslos verloren erscheinen und an ihrer Gottlosigkeit umkommen. Denn die Rettung ausnahmslos aller ist Christi erster und letzter Wille – und damit auch der erste und letzte Wille von „deus ipse“, „Gott an sich“. Denn Christus ist das „Ja“ und das „Amen“ auf Gottes universale Heilsabsichten mit aller Welt!

In der Errettung aller verherrlicht sich schließlich Gott. So aber dient alles am Ende doch noch der Verherrlichung Gottes und gewinnt im Rückblick alles einen tiefen Sinn. Und wer darum weiß, erkennt, dass alles gut ist, so wie es ist, auch wenn es gegenwärtig noch schlecht erscheint, weil am Ende, in der Allversöhnung, darüber doch noch alles für alle aufs Allerbeste gut wird.

Vergleiche: