Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
VIII Aufschlüsse
2. Erörterungen
Der Zwiespalt in uns zwischen »Geist« und »Fleisch«:
Rechter Umgang mit den eigenen Unzulänglichkeiten.
Ist jemand inwendig im Geist wiedergeboren,
so keineswegs auch bereits sein sündenverfallenes Fleisch.
Dies erlebt seine Wiedergeburt erst durch Tod und Auferstehung.
Bis dahin gilt es,
sich ganz auf die gänzlich unverlierbare Liebe Jesu Christi zu werfen,
bis sie Freisetzung schenkt in wahrhaft allem.
In allen Menschen besteht ein Zwiespalt zwischen Geist und Fleisch – wie er sich etwa auch selbst an Jesu Mutter Maria zeigte.
Der inwendigen Wiedergeburt und Auferstehung im Geist folgt die auswendige Wiedergeburt und Auferstehung im Fleisch erst am Ende der Tage. Der inwendigen Taufe im Geist folgt also erst weit später auch noch die auswendige Taufe im Fleisch. Zuerst erlangt somit die Seele Unsterblichkeit, der Leib aber erst bei seiner Auferstehung. Der Sündenleib erfährt erst durch Tod und Auferstehung seine Taufe. Bis dahin bleibt er der Sünde und damit auch den fleischlichen Lüsten verfallen.
Wir sollen uns darum bemühen, aus der spirituellen Verbindung mit dem Geist Christi unser Fleisch in seinen sündigen Neigungen im Zaum zu halten und zu bezwingen. Und in dem Maße, wie wir uns dem Geist oder unserem Fleisch ergeben, werden wir infolge des Karmas auch Heil oder Unheil ernten. Fleischliche Unzulänglichkeiten haben aber nur negative karmische Konsequenzen für unser Fleisch – nicht mehr, aber auch nicht weniger. So kann ein ungesunder Lebenswandel oder ungesunde Ernährung beispielsweise zum Verlust der Gesundheit und zu schweren Leiden führen. Wer sich also seinen Lastern vollends ergibt, lässt sich damit sehr wohl zu seinem fleischlichen Verderben hin binden!
Doch als geistliche Frischlinge sind wir noch nicht in der Lage, alles Fleischliche abzulegen. Wir gleichen geistlich neugeborenen Kindlein, die in der unverlierbaren Liebe Jesu Christi reifen und wachsen dürfen. Da Christus für alle unsere Sünden gesühnt hat, dürfen wir uns ein für alle Mal von jedem schlechten Gewissen für neuere Verfehlungen befreit erfahren. Wir sind ein für alle Mal reingewaschen durch Christi Blut, wie viele Unzulänglichkeiten uns auch noch immer anhaften mögen, bis wir ihnen aus der Kraft der unverlierbaren Liebe Jesu Christi entwachsen sind.
Der innere Zwiespalt zwischen unserem inwendigen Geist und unseren auswendigen Fleisch lässt uns nicht immer das tun, was wir eigentlich wollen; gar oft erliegen wir dem schier noch unwiderstehlichen Sog der leiblichen Begierden! Jesus weiß aber darum, weil Er – als ein Menschensohn, wie wir, in dies unser gefallenes Geschlecht hineingeboren – alles auch selbst am eigenen Leib wohl erfahren musste. Und wenngleich Er in allem standhielt und überwand, so weiß Er doch auch aus eigener Erfahrung darum: Unser Geist mag willig sein, aber unser Fleisch ist ach so schwach!
Aber wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott das gute Werk, das Er inwendig in uns begonnen hat, auch noch vollenden wird und der geistliche Mensch in uns allmählich erstarkt und wächst und Christus uns auch irgendwann noch in all jenen Bereichen Freisetzung schenkt, wo wir unsere Gebundenheiten ernstlich bedauern und beklagen und durch unsere Beichte auch ans Licht bringen. Denn letztlich wirkt alles der Vater. Er wirkt in allem auf das Heil aller hin. Und hier muss bei aller gegebenen Willensfreiheit doch niemand etwas aus eigener Kraft noch dazu beitragen, noch kann irgendjemand Gottes Heilswerk aufhalten.
Darum sollen wir uns von unseren Rückschlägen auch nicht entmutigen lassen. Der Herr wird uns immer wieder aufrichten, wie oft wir auch fallen. Dieses gute Werk hat Christus aber ebenso in Seiner Selbsthingabe für alle Welt mit allen Seelen begonnen und wird es darum auch noch in allen vollenden – sei es nun durch Gnade oder aber durch Gerichte.
Es ist wohl fatal für eine Seele, wenn sie gänzlich an ihrem Leib und Sündenfleisch hängt, ebenso wie auch für ihr Fleisch; und Jesus mahnt: Wehe der Seele, die nur am Fleisch hängt und dem Fleisch, das nur an der Seele hängt – wo also keinerlei Geist ist, der heilswirksam einwirkt. Allein der Geist kann die Seele beleben, das Fleisch aber tötet die Seele. Darum muss die Seele sich vom Fleisch lösen und an den Geist hängen. In dieser Weise vollzieht sich in spiritueller Hinsicht die wahrhaftige Beschneidung, in der Loslösung der Seele vom Fleisch in dem Sinne, dass sie nicht mehr grundsätzlich vom Fleisch bestimmt wird.
Allerdings bleibt auch die Seele, die am Geist hängt, durch ihr Fleisch bleibend beeinträchtigt. Wer in der Beherrschung seines Mentals seinen Sündenleib bezwingt, ist stärker als der mächtigste Kriegsheld, der eine Burgfestung bezwingt. Den wenigsten gelingt dies.
Fatal wäre es, wegen der Fleischeslust übereilt kopflos zu heiraten und vorschnell irgendwelche Ehe-Bündnisse einzugehen – ungeachtet der möglichen unterschiedlichen Eheformen – nur, um nicht mehr zu „sündigen“, wenn man „sündigt“. Geist-geleiteter und weiser ist es, dann lieber noch selbst der inneren Not Abhilfe zu schaffen. Am Beispiel des Richters Simson erklärt Jesus, dass es sogar noch besser wäre, zu huren, als eine Hure zu heiraten, was weit verhängnisvoller wäre.
Den Gläubigen wird zugesprochen: Wenn du Glauben hast für die anderen, dann habe auch Glauben für dich selbst! Sündige tapfer, wo du noch nicht davon lassen kannst und dich deiner Triebe noch nicht erwehren kannst! Mit deinem Vertrauen auf die unverlierbare göttliche Liebe ehrst Du dann sogar in deiner vertrauensseligen Nachsicht und Barmherzigkeit mit dir selbst Gott; und dein Glaube adelt sogar deine Sünde!
Gottes Barmherzigkeit hält uns also auch zur Barmherzigkeit mit uns selbst in Hinblick auf unsere vielen Unzulänglichkeiten an. Weil Gott mit uns barmherzig ist, dürfen wir auch selbst mit uns barmherzig sein, – dann aber bitte auch ebenso mit allen anderen in deren Unzulänglichkeiten! Wer sich angstbesetzt um Reinhaltung und Reinheit in Heiligkeit bemüht aus Unglauben und Furcht vor Gott, verunehrt Ihn dagegen, weil ein solcher Seine Langmut und Geduld verleugnet.
Christus ist oft mit uns weit barmherziger und verständnisvoller, als wir selbst es mit uns sind, da Er um die Schwachheit unseres Fleisches weiß, die Er auch selbst – als Menschensohn gänzlich und in allem einer von uns – einen aus der gefallenen Menschheit empfangenen Sündenleib getragen hat.
Wir dürfen darauf vertrauen: Selbst, wenn unser eigenes Herz uns verdammen will! Gott ist größer als unser Herz! Gott ist gewaltig! Gewaltig an Kraft des Herzens! Und Er verdammt niemanden! Er ist größer als unser Herz und weiß um alles! Da Er uns aber immer wieder verzeiht, sollten wir auch uns selbst immer wieder verzeihen. Und wie oft wir auch fallen mögen: der Herr richtet uns immer wieder auf!
Wir sollen uns nicht auf das Ausmerzen von Unkraut konzentrieren, das aus unserem sündenverfallenen Fleisch noch seine Blüten treibt, sondern auf die uns unverlierbar geltende göttliche Liebe, die sich dann von selbst immer mehr durchsetzen wird. Man sollte das Fleisch also weder fürchten, als ob es in ewige Verdammnis stürzen könnte, und es auch ebenso wenig gewaltsam zu brechen suchen, sich ihm aber auch nicht willig ergeben und gänzlich verschreiben, sondern ihm mit all seinen wechselvollen seelischen Anwandlungen am besten überhaupt keine Beachtung schenken, da es keinerlei Zukunft hat, sondern verfaulen wird. Dies ist der goldene Mittelweg, der – im Vertrauen auf die unversiegbare göttliche Gnade beschritten – langfristig am nachhaltigsten voranbringt.
Seele wie Fleisch bleiben ohne den Geist un-erlöst. Und ob einer das Gute will oder nicht will, ist unbedeutend: Wer gänzlich dem Fleisch ergeben ist, ist noch nicht im Heil, sondern dessen verderblicher Kraft ergeben oder erlegen. Dabei könnte ein Leben aus der unverlierbaren Liebe Jesu Christi durchaus vollumfängliche Freiheit vom Fleisch schenken! Bei wem dies noch nicht Realität wurde, bei dem ist darum zumindest große Demut angesagt. Doch wer von seinen fleischlichen Gebundenheiten frei werden will, für den besteht noch Hoffnung.
Darum muss die Seele sich an den Geist hängen und aus dem Geist heraus den Leib in Weisheit bezähmen, indem sie sich dem Fleisch nicht mehr kampflos ergibt, es aber auch nicht gewaltsam zu brechen sucht, sondern es in Barmherzigkeit mit Nachsicht und Geduld im Zaum zu halten und zum Guten anzuleiten sucht. Das Fleisch soll man weder fürchten, noch lieben, am Besten einfach ignorieren.
Wenn man von seinen fleischlichen Gebundenheiten los werden will, sollte man eine Untugend nach der anderen angehen, da der Kampf gegen alle Laster gleichzeitig völlig aussichtslos ist. Will man eine verderbliche Gewohnheit ablegen, so sollte man dies nicht aus eigener Kraft versuchen, sondern vielmehr beständig um Bewahrung vor einem Rückfall beten, jedes Mal, wenn sich eine entsprechend sündige Anwandlung regt. So hält man auch sich selbst sein gesetztes Ziel beständig vor Augen, wirft sich damit aber auf Gott, der allein Freisetzung schenken kann.
Alles, was der Mensch letztlich tun kann, ist rufen: „Rette mich, Herr, so werde ich gerettet! Heile Du mich, Herr, so werde ich heil!“ Und wer so zum Herrn ruft, wird auch seine Erlösung ganz gewiss erfahren.
Hat man schließlich von einer Untugend Freiheit erlangt, sollte man darüber nicht leichtfertig werden, indem man ihr wieder Raum gibt in der fatalen Meinung, sie doch jederzeit auch wieder ablegen zu können: denn dann wird diese Bindung meist noch viel schlimmer und verheerender – und so ein argloser Rückfall in einen gottlosen Wandel kann sich schließlich am Ende sogar noch zu der Todsünde wider den Heiligen Geist auswachsen, die für lange Zeit um die Möglichkeit des Empfang erneuter Gnade bringt.
Die anhaltende Bezähmung des wehleidigen Fleisches ist auch eine gute Vorbereitung und Vorsorge für Zeiten der Verfolgung, in welchem jeden Gläubigen Entsagung und mitunter auch das Mitleiden mit Christus abverlangt werden kann.
Vergleiche: